Meine Aufgabe ist es, Energie und Rohstoffe so zu beschaffen, dass unsere Schmelzwannen durchgängig mit hoher Auslastung betrieben werden können. Wir arbeiten dabei stets mit verantwortungsvoll agierenden Lieferanten zusammen.

Stephen Rayment, Chief Supply Chain Officer

Nachhaltigkeit

Lieferkettenmanagement

Das Lieferkettenmanagement umfasst bei Vetropack unter anderem Planung, Steuerung und Optimierung der Beschaffung von Rohstoffen, Energie, Verpackungsmaterial, Transportdienstleistungen, Inspektionsmaschinen, um qualitativ hochwertige Glasverpackungen nach den Spezifikationen unserer Kunden zu produzieren und pünktlich anzuliefern. Die Wahrnehmung der Sorgfaltspflichten hinsichtlich fairer Arbeitsbedingungen und die Prüfung von Umweltstandards in der Lieferkette sind für uns selbstverständlich.

  • Jährliche Überprüfung unserer Lieferanten hinsichtlich Kinderarbeit und Konfliktmineralien
  • Bestimmung der Nachhaltigkeitsrisiken unserer 100 relevantesten Lieferanten alle drei Jahre
  • Scherbenschaffungs- und Energiebeschaffungsstrategie von zentraler Bedeutung für unser Lieferkettenmanagement
  • Effizienzanalyse im Lieferkettenmanagement im Jahr 2024
  • Ermittlung des Klimaschutzengagements unserer Lieferanten im Jahr 2024
  • Nachhaltigkeitsziele für unser Supply Chain Team im Jahr 2024

Unsere direkt vorgelagerte Lieferkette umfasst unter anderem den Einkauf der für die Glasproduktion benötigten Rohstoffe und Dienstleistungen. Für die Herstellung unserer rund 5 Milliarden Glasbehälter beschafften wir im Berichtsjahr rund 895 000 Tonnen Altglas, 440 000 Tonnen Sand, 133 000 Tonnen Soda und 166 Tonnen Farbstoffe wie beispielsweise Chromit, Kobaltoxid, Eisenoxid, Eisensulfid, Selen. Die synthetische Produktion von Soda ist ein treibhausgasemissionsintensiver Prozess und der Abbau von Sand kann – wenn nicht aus verantwortungsvollen Abbaugebieten – die Biodiversität beeinträchtigen. Um die Umweltauswirkungen der Glasherstellung zu reduzieren, nutzen wir einen möglichst hohen Anteil an Scherben als Rohstoff für neue Produkte. Aus diesem Grund ist die Beschaffung von qualitativ hochwertigen Scherben für unser Nachhaltigkeitsengagement essenziell.

Vetropack arbeitet insgesamt mit rund 324 strategischen Lieferanten zusammen; sie stammen alle aus Europa und beliefern die gesamte Gruppe mit den wichtigsten Gütern und Dienstleistungen. Nebst Rohstoffen sind dies unter anderem: Maschinen, Anlagen, Ersatzteile, Produktionsausrüstung, Verpackungsmaterial und Transportdienstleistungen sowie Energie.

Durch die Berücksichtigung von international anerkannten Standards in unseren Richtlinien stellen wir faire Arbeitsbedingungen bei unseren Lieferanten sicher und minimieren die Risiken für Umweltschäden. Fälle von Menschenrechtsverletzungen, prekären Arbeitsbedingungen oder Verletzungen von Umweltgesetzen in der Lieferkette würden unseren Markenauftritt und unsere Reputation beeinträchtigen. Die Gewährleistung eines integren und effizienten Lieferkettenmanagements hingegen reduziert das Risiko von Lieferketten- oder Prozessunterbrüchen und trägt schlussendlich zur Zufriedenheit unserer Kunden bei.

Konzepte, Richtlinien und Massnahmen

Strategischer Supply-Chain-Management-Ansatz

Der Einkauf von Rohmaterialien und Dienstleistungen ist für Vetropack von zentraler Bedeutung für den Geschäftserfolg. Das Lieferkettenmanagement ist mit dem Chief Supply Chain Officer als Teil der Gruppenleitung auf höchster Stufe verortet. Im Supply Chain Team arbeitet (in Teilzeit) eine für Nachhaltigkeit zuständige Person. In Zusammenarbeit mit dem Nachhaltigkeitsmanager der Gruppe verantwortet sie die Beschaffung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen, die Prüfung der Sorgfaltspflichten in Bezug auf Konfliktmineralien und Kinderarbeit, die Durchführung von Risikoanalysen sowie die Überprüfung und die Aktualisierung der Beschaffungsrichtlinie.

Scherbenbeschaffungs- und Energiebeschaffungsstrategie

Essenziell für die Glasproduktion ist der Einkauf von Energie und Altglas. Die wichtigsten Stossrichtungen halten wir in der Scherbenbeschaffungs- und Energiebeschaffungsstrategie fest.

Um Glasverpackungen zu produzieren, sind Temperaturen von rund 1600°C notwendig. Dementsprechend hoch ist der Energiebedarf. Deswegen hat die Sicherstellung der Energieversorgung für alle Produktionsbetriebe oberste Priorität. Unsere Energiebeschaffungsstrategie umfasst den Einkauf von erneuerbarer und nicht erneuerbarer Energie. Mit strategischer Planung und Berechnung der zukünftigen Energiekosten reagieren wir auf die Volatilität des Energiemarktes. Für Vetropack als Industrieunternehmen mit sehr grossem Stromverbrauch spielt die Eigenproduktion von Solarstrom und die Investition in sogenannte Power Purchasing Agreements (PPAs) eine wichtige Rolle, wenn es um die Verfügbarkeit von erneuerbarer Energie geht. Beide Massnahmen federn die Volatilität des Energiemarkts ab. Sogenannte Guarantees of Origin (GOs) sind ein weiteres Standbein unserer Energiebeschaffungsstrategie.

Wie im Kapitel Ressourcen und im Kapitel Klimaschutz beschrieben wird, reduziert Altglas den Energiebedarf und damit die CO2-Emissionen bei der Herstellung neuer Glasprodukte: So spart ein Zusatz von10 Prozent recyceltem Glas rund 2,5 Prozent und 5 Prozent Kohlenstoffemissionen (Quelle: FEVE). Vetropack hat sich deswegen zum Ziel gesetzt, bis 2030 neue Glasprodukte mit einem durchschnittlichen Altglas-Anteil von 70 Prozent herzustellen. Damit Scherben als Rohstoffe für neue Glasverpackungen eingesetzt werden können, müssen sie jedoch Qualitätsspezifikationen gerecht werden.

Unsere Scherbenbeschaffungsstrategie zielt darauf ab, stets genug Scherben in der definierten Qualität für neue Produkte einsetzen zu können. Die Strategie beachtet regulatorische Veränderungen sowie Handels- und Transporthindernisse für Recyclingglas und umfasst strategische Partnerschaften. Sie beinhaltet den Einkauf von Scherben in guter Qualität zu den besten Konditionen sowie die unternehmenseigene Aufbereitung von Scherben in unseren Scherbenaufbereitungsanlagen. Letztere betreiben wir an fast allen Standorten. Damit wir den Anteil an Altglas in unseren Produkten erhöhen, müssen unsere Scherbenaufbereitungsanlagen immer leistungsfähiger werden. Wir prüfen deswegen unsere Anlagen regelmässig und investieren bei Bedarf in technische Optimierungen. Am herausforderndsten ist die Beschaffung von qualitativ hochwertigem Weissglas, da diese Farbe keine Verunreinigung mit andersfarbigem Glas toleriert.

Anforderungen an unsere Lieferanten

Zentrales Element des Lieferkettenmanagements ist der Verhaltenskodex für Lieferanten. Er beschreibt die Erwartungen, die Vetropack bezüglich Menschenrechten und Arbeitsbedingungen, Ethik sowie Sicherheit, Gesundheit und Umweltschutz an die Lieferanten stellt. Der Verhaltenskodex für Lieferanten orientiert sich an unseren Unternehmenswerten Integrität, Verlässlichkeit und Transparenz und ist Bestandteil jeglicher Zusammenarbeit mit Lieferanten.

Die Unterschrift des Verhaltenskodex für Lieferanten ist eine nicht verhandelbare Voraussetzung, um mit Vetropack zusammenzuarbeiten. Neue Lieferanten müssen den Verhaltenskodex für Lieferanten akzeptieren und unterschreiben, ausser sie verfügen nachweislich über einen mindestens gleichwertigen eigenen Verhaltenskodex. Im Jahr 2023 überarbeiteten wir den Verhaltenskodex für Lieferanten, worauf wir alle aktiven Lieferanten anhielten, diesen erneut zu unterschreiben. Im Rahmen von Lieferantenaudits prüfen wir, ob unsere Anforderungen aus dem Kodex eingehalten werden.

Bestimmung von Nachhaltigkeitsrisiken unserer Lieferanten

Während wir jährlich gemäss den Anforderungen des Schweizer Gesetzes eine Risikoanalyse zu Kinderarbeit und Konfliktmineralien durchführen, bewerten wir unsere hinsichtlich Einkaufsvolumens 100 grössten Lieferanten anhand eines breiten Spektrums an Nachhaltigkeitsrisiken alle drei Jahre. Indikatoren sind dabei der Sektor und die geografische Region. Wir prüfen, ob die Lieferanten Zertifizierungen aufweisen und teilen die Lieferanten in verschiedene Risikokategorien ein. Die im Jahr 2023 durchgeführte Risikoanalyse zeigte, dass keiner unserer Lieferanten in die sogenannte High-Risk-Kategorie fällt. Würden Lieferanten in diese Kategorie fallen, könnte dies nach eingehender Prüfung zur Beendigung der Zusammenarbeit führen. Aktuell haben rund 46 Prozent der bewerteten Lieferanten eine umweltrelevante Zertifizierung wie ISO 14001 und 40 Prozent haben eine Zertifizierung, die das Arbeitsumfeld betrifft, wie zum Beispiel ISO 45001.

Menschenrechte und Sorgfaltspflichten in der Lieferkette

Wir sind uns bewusst, dass in komplexen Lieferketten, die sich über verschiedene Industrien und Regionen erstrecken, Risiken für Menschenrechtsverletzungen entstehen können. Menschenrechte bilden einen Teil der oben beschriebenen Risikobewertungen. Von unserer direkt vorgelagerten Lieferkette geht ein als moderat bewertetes Risiko für Menschenrechtsverletzungen von jenen Lieferanten aus, die uns mit Soda, Chemikalien, Sand, Maschinen, Verpackungen oder Formen beliefern. Daneben zeigte die 2023 durchgeführte Lieferantenbewertung, dass einige unserer Lieferanten aus einem Land mit moderatem Risiko für Menschenrechtsverletzungen stammen.

Unser Verhaltenskodex für Lieferanten verlangt von allen Lieferanten, sich an die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (Universal Declaration of Human Rights) sowie an die Grundprinzipien der Internationalen Arbeitsorganisation zu halten. Unsere Lieferanten sind angehalten, ein sicheres, gerechtes Arbeitsumfeld ohne Diskriminierung zu gewährleisten, jegliche Form von Kinder- oder Zwangsarbeit zu verhindern und integer zu handeln. Ebenso sind Versammlungsfreiheit und das Recht auf Tarifverhandlungen zu gewähren. Nebst dem Verhaltenskodex für Lieferanten fordert auch unsere Beschaffungsrichtline (Procurement Policy), dass faire Arbeitsbedingungen sicherzustellen und Menschenrechte gemäss internationalen Anforderungen zu beachten sind.

Die im Jahr 2023 zwischen der Abteilung Recht und Compliance und dem Group Sustainability Manager entwickelte und implementierte Supply Chain Policy legt die Verantwortlichkeiten und Prozesse zu den Anforderungen der Schweizer Verordnung über Sorgfaltspflichten und Transparenz in den Bereichen Mineralien und Metalle aus Konfliktgebieten sowie Kinderarbeit (VSoTr) fest. Die Bewirtschaftung eines Systems, das die Rückverfolgbarkeit der Lieferkette gewährleistet, bildet die Basis für unsere jährlichen Risikoanalysen zu Kinderarbeit und Konfliktmineralien. Für das Berichterstattungsjahr 2024 wurde festgestellt, dass Vetropack von der Berichterstattungspflicht hinsichtlich Konfliktmineralien und Kinderarbeit befreit ist. Detaillierte Informationen zur Sorgfaltspflicht in Bezug auf Kinderarbeit und Konfliktmineralien sind im Anhang zu finden.

Nachhaltige Beschaffung

Im Sinne unserer strategischen Säule Clearly Sustainable berücksichtigen wir Nachhaltigkeitsaspekte beim Einkauf. Entsprechende Vorgaben macht unsere Beschaffungsrichtlinie und fokussiert dabei auf die folgenden Themenbereiche: Menschenrechte, Arbeitsbedingungen, Umweltschutz sowie faire Geschäftspraktiken. Die Beschaffungsrichtlinie regelt auch die Integration von Umweltklauseln wie beispielsweise Zertifizierungen oder die Reduktion von Treibhausgasemissionen. Wenn wir in neue Güter wie zum Beispiel Maschinen investieren, berücksichtigen wir nebst dem Preis auch Aspekte wie Energieverbrauch, Partikel- und Schadstoffemissionen oder Lärm, um nachteilige Auswirkungen auf Umwelt oder Mitarbeitende so gering wie möglich zu halten.

Fortschritte und Ereignisse im Berichtsjahr

Effizienzanalyse im Lieferkettenmanagement

Im Jahr 2023 unterzogen wir das Lieferkettenmanagement einer Effizienzanalyse. Als relevante Schwerpunktthemen identifizierten wir dabei den Umgang mit Volatilitäten in den Beschaffungspreisen und in der Nachfrage. Im Jahr 2024 realisierten wir sodann ein Pilotprojekt basierend auf den Erkenntnissen von Datenanalysen und Interviews mit den Fachverantwortlichen. Ein Schwerpunkt war die Optimierung des Sales and Operations Planning (S&OP). Dies ist ein wesentlicher Planungsprozess zur Synchronisation von Kundennachfrage, Beschaffung, Produktion und Lagerbestand. Die Optimierung der S&OP-Prozesse stellt sicher, dass wir trotz Marktveränderungen kosteneffizient und agil arbeiten. Eine neue Art der Berichterstattung verbessert ausserdem die Prognostizierung und Planung des Einkaufs.

Ermittlung des Klimaschutzengagements unserer Lieferanten

Im Rahmen unserer von der SBTi validierten Klimaziele setzen wir uns das Ziel, unsere Scope 3-Emissionen bis 2032 um 30 Prozent gegenüber 2021 zu reduzieren. Dieses Ziel können wir nur in Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten erreichen. Als Ausgangspunkt ermittelten wir im Berichtsjahr den Ist-Zustand des Klimaschutzengagements unserer hinsichtlich Einkaufswerten insgesamt 80 umsatzstärksten/wichtigsten Gruppen-Lieferanten der Bereiche Verpackung, Rohmaterialien, Formen und Beschichtungen, Transportdienstleistungen sowie Maschinen und Anlagen. Unsere weiteren Klimaschutzbestrebungen werden im Kapitel Klimaschutz erläutert.

Nachhaltigkeitsziele für das Supply Chain Team

Während im Jahr 2023 unsere Supply Chain Managers und Lead Buyers an Schulungen zu nachhaltiger Beschaffung teilnahmen, erhielten im Jahr 2024 alle Lead Buyers ein Nachhaltigkeitsziel als Teil ihrer Leistungsbeurteilung. Diese Nachhaltigkeitsziele beinhalteten beispielsweise die Realisierung von Projekten, die einen positiven Beitrag an Umwelt oder Gesellschaft leisten. Beispiele dieser Projekte sind rezyklierte Folien zur Verpackung der Paletten, Recycling ausgedienter Formen gemeinsam mit dem Hersteller, Prüfung des Potenzials elektrischer Lastwagen zur Auslieferung unserer Produkte an die Kunden sowie die Ausweitung unserer elektrischen Gabelstapler.

Logistikoptimierung

Im letzten Geschäftsbericht kündigten wir das vollautomatisierte Warenlager in unserem neuen Werk in Boffalora an. Das Warenlager soll unsere Logistikprozesse effizient gestalten und Abläufe und Prozesse verändern. Die vollständige Implementierung dauerte allerdings länger, und es wurde erst in der zweiten Jahreshälfte vollständig eröffnet. Dadurch verzögerte sich auch das im Geschäftsbericht 2023 angekündigte Yard Management System. Das Yard Management System ermöglicht zukünftig die zeitgenaue Produktbereitstellung und -abholung.

Leistungsindikatoren

Im Jahr 2024 unterschrieben 65 Prozent (2023: 80 Prozent) der Lieferanten den Verhaltenskodex für Lieferanten bzw. nutzen einen gleichwertigen eigenen Verhaltenskodex.

GRI 308-1 Neue Lieferanten, die anhand von Umweltkriterien überprüft wurden

GRI 414-1 Neue Lieferanten, die anhand von sozialen Kriterien überprüft wurden

Im Jahr 2024 führte Vetropack bei 19 Lieferanten (2023: 40) Audits durch. Im Rahmen eines standardisierten Fragebogens wurden soziale und ökologische Kriterien überprüft. Ein Fokus lag dabei insbesondere auf neuen Lieferanten.

Die im Jahr 2023 durchgeführte Risikoanalyse der 100 relevantesten Lieferanten brachte folgendes Resultat: 37 Lieferanten weisen ein zertifiziertes Umweltmanagementsystem nach ISO 14001 auf. 28 Lieferanten weisen ein zertifiziertes Arbeitsschutzmanagementsystem nach ISO 45001 auf.