Erfolgs­grundlagen

Marktumfeld mit Chancen und Herausforderungen

Die Glasindustrie beruht auf einem traditionellen Handwerk, dessen Fertigungsprozesse über Jahrzehnte hinweg verfeinert wurden. Die Wertschöpfungskette zeichnet sich durch langfristige Kooperationen mit Lieferanten und Kunden aus. Zudem sind die Glasbehälterhersteller vor allem auf externe Partner in den Bereichen Energie, Transport sowie Rohstoffe angewiesen. Deshalb benötigt der Wandel in der Branche stets eine längere Vorlaufzeit. Aktuell verändern sich die Rahmenbedingungen in der Glasindustrie jedoch schneller denn je. Zu den massgeblichen Treibern gehören unter anderem die Digitalisierung, Automatisierung und die steigenden Erwartungen seitens verschiedener Stakeholder-Gruppen. Um sowohl heute als auch in der Zukunft die Bedürfnisse der Kunden zu erfüllen, verfolgt Vetropack neue Trends sowie das Marktumfeld laufend mit dem Ziel, Chancen und Herausforderungen frühzeitig zu erkennen und proaktiv zu adressieren.

Positives Marktumfeld trägt zu erfolgreichem Geschäftsjahr bei

Das Marktumfeld für die Glasverpackungsindustrie war auch 2019 äusserst positiv. Neben guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen begünstigte die weiterhin vorteilhafte Einstellung gegenüber Glas als Verpackungsmaterial den Geschäftsgang der Vetropack-Gruppe. Im Jahr 2019 investierte das Unternehmen in zwei geplante Wannensanierungen, zwei weitere Schmelzwannen wurden teilsaniert. Im Rahmen dieser Modernisierungen wurden auch die Produktionskapazitäten ausgebaut, um der Nachfrage am Markt zu folgen. Vetropack konnte so ihren Marktanteil in allen Märkten konstant halten.

Während die Stimmung in den meisten europäischen Märkten «pro Glas» ist und die Gesamtmarktvolumina deshalb steigen, gibt es auch einzelne Märkte, in denen die Nachfrage leicht abgenommen hat. In der Schweiz, in der Vetropack 2019 Marktanteile dazugewinnen konnte, entwickelte sich die Nachfrage nach Glas leicht rückläufig. Bier wird beispielsweise vermehrt in Dosen als in Glas abgepackt. Ausserdem werden zunehmend verpackte Produkte importiert, weshalb weniger Getränke und Lebensmittel in der Schweiz abgefüllt werden.

In der Ukraine führten mehrere Aspekte zu einer geringeren Nachfrage nach Glasbehältern. Einerseits veranlassen die politischen Bedingungen eine Abwanderung der Bevölkerung, was die Nachfrage sinken lässt. Andererseits besteht ein Trend hin zum Konsum von Produkten wie Bier auf Kosten von Spirituosen, der sich ebenfalls negativ auf die Nachfrage auswirkt.

Kunden erwarten hohe Flexibilität und Individualität

Die Branche entwickelt sich europaweit zunehmend hin zu nachhaltigeren Packungsmaterialien. Als Teil dieser Entwicklung zeigt der Trend in Richtung kleinere und leichtere Glasbehälter sowie Mehrwegflaschen. Kunden differenzieren sich vermehrt über ihre Verpackungen, weshalb die Produktion der Glasbehälter zunehmend flexibel und individuell gestaltet werden muss. Ein Beispiel dafür sind Verpackungen für sogenannte Mikrobrauereien, die kleinere Lose und spezifisch designte Glasflaschen nachfragen. Vetropack identifiziert auch Mikrotrends in lokalen Märkten, wie in Österreich, wo gewisse Lebensmittel, beispielsweise Milch, neuerdings wieder in Glas abgefüllt werden. Solche lokalen Trends haben das Potenzial, mittel- bis langfristig die Branche zu beeinflussen.

Regulatorische Neuerungen und technologische Entwicklungen prägen die Industrie

Auch übergreifende politische und gesellschaftliche Trends prägen die Glasindustrie. Dazu gehört unter anderem der Klimawandel. Die Branche ist sowohl indirekt als auch direkt von den Veränderungen des Klimas betroffen. Indirekt, da die Nachfrage nach Glasbehältern von Ernteergebnissen in der Landwirtschaft abhängt; direkt, aufgrund politischer und regulatorischer Entwicklungen in der EU. Durch das Klimaneutralitätsziel 2050 der EU sind energieintensive Branchen, wie die Glasindustrie, gefordert ihre Energieeffizienz zu erhöhen. Die Verabschiedung des Aktionsplans für die Kreislaufwirtschaft im März 2019 durch die Europäische Kommission und die Erhöhung der Recyclingquoten in der EU bedingen Veränderungen sowohl in der Verpackungsindustrie als auch im Verhalten der Konsumenten. Eine Erhöhung der Sammelraten von Glas wirkt sich positiv auf die Recyclingquoten und somit auf die Nachhaltigkeit der Glasindustrie aus. Vetropack verzeichnet auch ein erhöhtes Gesundheits- und Umweltbewusstsein der Konsumenten, weshalb die Nachfrage nach Glas als Verpackungsmaterial, aufgrund ihrer 100-prozentigen Rezyklierbarkeit, in den vergangenen Jahren stetig gestiegen ist.

Auch technologische Innovationen und die damit verbundene fortschreitende Digitalisierung und Automatisierung sowie Big Data beeinflussen den Glasfertigungsprozess sowie alle anderen Unternehmensabläufe. Mit ihrer Digitalisierungsstrategie ebnet Vetropack den Weg für die Industrie 4.0, in deren Rahmen zahlreiche Prozesse bereits heute effizienter gestaltet werden. Diese Veränderungen sind essenziell, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.

Neue Gruppenstrategie adressiert Chancen und Herausforderungen

Vetropack erneuerte im Geschäftsjahr die Unternehmensstrategie, um Chancen zu nutzen und Herausforderungen proaktiv anzugehen, die das dynamische Branchenumfeld mit sich bringt. Die Strategie 2030 legt den Grundstein für eine erfolgreiche Geschäftsentwicklung über die kommenden zehn Jahre. Sie wurde im Januar 2020 vom Verwaltungsrat genehmigt. Die neue Strategie gilt ab sofort und wird jährlich überprüft.

Parallel zur übergreifenden Strategieentwicklung legte Vetropack im Jahr 2019 einen besonderen Fokus auf Themen, die für den Erfolg der Gruppe zentral sind. Dazu gehören unter anderem die Erhöhung der Produktionskapazität, Produktinnovation, Energieeffizienz, Erhöhung des Scherbenanteils sowie die Führung und Begleitung der Mitarbeitenden auf dem Weg zur Industrie 4.0.

Erfolgsgrundlagen: Vetropack Strategie 2030

Produktionskapazität

Die Glasproduktion kann aufgrund des langfristigen Investitions- und Betriebszeitraums für die Wannen, die einmal befeuert rund zwölf Jahre im Dauereinsatz sind, nicht einfach gesteigert oder reduziert werden. Deshalb überstieg die Nachfrage im Berichtsjahr die Produktionskapazität von Vetropack. Um ihre Kapazität zu erhöhen, investiert Vetropack in den Kapazitätsausbau, beispielsweise bei Wannensanierungen sowie in ein neues Werk in Italien. Der fehlenden Flexibilität in der Produktion kann zusätzlich mit Multi-Gop-Maschinen entgegengewirkt werden, die kleinere Losgrössen und verschiedene Produktsegmente verarbeiten können. Vetropack setzt diese Multi-Gop-Maschinen in fast allen Ländern ein, um auf die Nachfrage der Kunden nach kleineren Produktionsmengen flexibel reagieren zu können. Jedoch erhöht diese Flexibilität auch die Komplexität am Ende der Produktion, der Qualitätsprüfung, da für die verschiedenen Segmente jeweils separate Prozesse, unter anderem zur Prüfung und Verpackung der Glasprodukte, eingerichtet werden müssen.

Produktinnovation

Nach einer langen Entwicklungs- und Testphase lancierte Vetropack 2019 das erste VIP-Glass-Produkt. Damit bietet das Unternehmen erstmals eine Mehrwegflasche, die sich durch ein geringes Gewicht und damit durch einen geringeren Rohstoff und Energieverbrauch auszeichnet. Der Trend hin zu Mehrwegflaschen bietet Vetropack die Chance, sich mit der Weiterentwicklung der VIP-Glass-Technologie , als Teil ihrer Innovationsstrategie, weiterhin erfolgreich auf dem Glasbehältermarkt zu positionieren.

Energieeffizienz

Bei Vetropack steht die Steigerung der Energieeffizienz aufgrund der hohen Energieintensität der Glasproduktion weit oben auf der Agenda. Das Top-Management stellt sicher, dass unternehmensweit Massnahmen zur Reduktion des Energieverbrauchs und der damit verbundenen CO2-Emissionen umgesetzt werden. Beispielsweise wird das eigens für Vetropack entwickelte Energy-Management-System nach einer erfolgreichen, dreijährigen Testphase in Kroatien, im Jahr 2020 in allen Werken implementiert. Zusätzlich engagiert sich Vetropack zusammen mit anderen Verpackungsglasherstellern im Verband von International Partners in Glass Research (IPGR) für die nachhaltige Weiterentwicklung des Glasherstellungsprozesses. Innovationen bezüglich der Befeuerung der Wannen sowie Optimierungen der Glasproduktionsmaschinen bieten die Chance, zukünftig sowohl energieeffizienter als auch ökonomischer zu produzieren.

Sicherstellung eines hohen Scherbenanteils

Obwohl die Recyclingquoten in der Schweiz und Österreich sehr hoch sind, ist eine ausreichende Versorgung mit Scherbenmaterial an vielen Standorten nach wie vor ein Problem. Neben dem Angebot muss zukünftig auch die Qualität der Scherben verbessert werden, um eine zufriedenstellende Endqualität der Glasbehälter zu erreichen. Mit den von der EU vorgeschriebenen Sammelraten für Glas soll mehr Altglas in den Recyclingprozess gelangen. Ein Anstieg des Angebots an Scherbenmaterial von guter Qualität würde eine Erhöhung des Scherbenanteils in der Produktion ermöglichen und die Produkte noch nachhaltiger machen. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob und wie schnell die EU-Mitgliedstaaten die höheren Sammelraten erreichen. Der Fortschritt hängt bedeutend von der Umsetzung in den nationalen Gesetzen ab, auf die Vetropack praktisch keinen Einfluss hat.

Industrie 4.0

Die Digitalisierung und Automatisierung der Produktionsprozesse sowie der betrieblichen Funktionsabläufe beschäftigt Vetropack fortlaufend. 2019 setzte das Unternehmen bereits fünf Projekte ihrer Digitalisierungs-Roadmap um. Dazu zählen die Implementierung von Systemen für eine automatisierte Rechnungsstellung, das Dokumentenmanagement, das Energiemanagement sowie die Regelung der Arbeitsabläufe für die Produktentwicklung. Ebenfalls eingeführt wurde das aktuelle ERP-SAP-System, das als Grundlage für alle weiteren Digitalisierungsschritte dient.

Neben der Schaffung der technischen Voraussetzungen zur Umsetzung der Digitalisierungs-Roadmap legt Vetropack grossen Wert darauf, dass alle Mitarbeitenden mit dem Wandel Schritt halten. Deshalb pflegt das Unternehmen einen engen Austausch mit ihren Mitarbeitenden und bereitet die gesamte Belegschaft systematisch auf die Industrie 4.0 vor. Beispielsweise werden Schulungen im Trainingszentrum in Pöchlarn fortgeführt, welches im Jahr 2019 erstmals voll ausgelastet war. Zudem führte Vetropack im Berichtsjahr eine Mitarbeiterumfrage durch, um die Bedürfnisse der Mitarbeitenden zu evaluieren. Basierend auf den Resultaten erarbeiten alle Business Units Verbesserungsvorschläge, wobei alle Mitarbeitenden in die Gestaltung des Unternehmens von morgen miteinbezogen werden. Mit der Gründung der Corporate Human Resources Abteilung wird der Fokus auf die Entwicklung der Mitarbeitenden zukünftig weiter gestärkt.

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