Die Folgen des Klimawandels bedingen unmittelbares, kollektives Handeln. Aufgrund des hohen Energiebedarfs der Glasindustrie müssen wir unsere Verantwortung wahrnehmen und aktiven Klimaschutz betreiben.

Nicolas Lootens, Group Sustainability Manager

Nachhaltigkeit

Klimaschutz

Die Glasherstellung benötigt grosse Mengen an Energie, wodurch Treibhausgasemissionen entstehen. Vetropack ist sich ihrer unternehmerischen Verantwortung bewusst und gestaltet die Produktionsprozesse so energieeffizient wie möglich. Technisch optimierte, innovative Schmelzwannen, die Beschaffung erneuerbarer Elektrizität sowie der Einsatz von Recyclingglas als Rohmaterial helfen uns, unsere Klimaschutzambitionen umzusetzen.

  • Beitritt zur Science Based Targets initiative im Jahr 2022 und geplante Formulierung eines wissenschaftlichen Klimaziels im Jahr 2024
  • Konzeption eines Transitionsplans mit geplanter Genehmigung in Jahr 2024
  • Angestrebte Reduktion der CO2-Emissionen pro Tonne produziertes Glas um 30 Prozent bis 2030 gegenüber 2019
  • Umfassende Bilanzierung der Scope 3-Emissionen
  • Mitglied des Branchenverbands International Partners in Glass Research (IPGR) zur Reduktion der Treibhausgasemissionen bei der Glasherstellung

Die Auswirkungen des Klimawandels werden weltweit wahrgenommen und betreffen auch Vetropack als Industrieunternehmen. Weil der Energiebedarf in der Glasherstellung sehr hoch ist, müssen wir unsere Prozesse optimieren und ambitionierte Reduktionsziele formulieren. Steigende Energie- und CO2-Preise bilden zukünftige klimabezogene Risiken und verleihen dem Klimaschutz zunehmende Dringlichkeit.

Zur Beheizung der Schmelzwannen wird zum heutigen Zeitpunkt Erdgas als Hauptenergiequelle benötigt. Treibhausgasemissionen in Form von CO2 entstehen jedoch auch durch den Schmelzprozess des Rohmaterials zum Glas. In der vorgelagerten Wertschöpfungskette sind Treibhausgasemissionen hauptsächlich auf die Herstellung der Rohstoffe Soda, Dolomit, Kalk und Sand sowie auf den Transport zurückzuführen. Die Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten hilft uns bei der Reduktion der Emissionen in der Lieferkette.

Eine umfassende Bilanzierung der vor- und nachgelagerten CO2-Emissionen zeigte, dass über 40 Prozent unserer Gesamtemissionen auf Scope 3 zurückzuführen sind. Die relevantesten Scope 3-Kategorien sind dabei «eingekaufte Güter und Dienstleistungen», «Brennstoff- und energiebezogene Aktivitäten», «vorgelagerter und nachgelagerter Transport und Vertrieb» sowie «Investitionen».

Klimaziele fest verankert im Unternehmen

Gruppenweite Stossrichtungen für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt sind in unserer Health, Safety and Environmental Policy verankert. Alle Mitarbeitenden sind angehalten, die Umweltauswirkungen, wenn immer möglich zu reduzieren. Schulungen zu Umweltbewusstsein helfen dabei. Der Group Sustainability Manager konzipiert die Klimaschutzbestrebungen und das Sustainability Steering Committee genehmigte diese.

Klimaziele sind Bestandteil der Stossrichtung Clearly Sustainable als Teil unserer Strategie 2030. Bis 2030 streben wir an, unsere CO2-Emissionen pro Tonne produziertes Glas um 30 Prozent gegenüber 2019 zu reduzieren, und wenn immer möglich, erneuerbaren Strom selbst zu produzieren.

Um unsere Treibhausgasemissionen wirkungsvoll zu reduzieren, bilanzieren wir die Emissionen in Scope 1, 2 und 3 und erarbeiten eine Roadmap zur Dekarbonisierung unserer Prozesse. Dazu identifizieren wir verschiedene Emissionsreduktionsmassnahmen und beurteilen deren Wirksamkeit. Im Jahr 2024 werden wir eine umfassende Dekarbonisierungs-Roadmap genehmigen.

Mit dem Beitritt zur Science Based Targets initiative Ende 2022 bekennen wir uns zur unternehmensweiten Emissionsreduktion im Einklang mit der Wissenschaft und verpflichten uns zur Umsetzung eines wissenschaftsbasierten Emissionsreduktionspfads. Im Jahr 2023 ermittelten wir mögliche Reduktionsmassnahmen und werden im Jahr 2024 ein wissenschaftsbezogenes Klimaziel bei der Science Based Targets initiative einreichen.

Wirkungsvolle Klimaschutzmassnahmen

Die Reparatur und der Neubau von Schmelzwannen bilden unsere grössten Hebel zur Reduktion der betrieblichen CO2-Emissionen. Je effizienter wir das Erdgas zur Erzeugung der Wärme für die benötigten Schmelzprozesse einsetzen und je höher der Anteil an erneuerbarem Strom in diesem Prozess, desto weniger beeinträchtigen wir das Kima bei der Herstellung neuer Glasprodukte.

Müssen Schmelzwannen erneuert werden, optimieren wir gleichzeitig die Prozesse, damit die Energieeffizienz um 10 bis 15 Prozent verbessert wird. Ausserdem evaluieren wir die Umstellung auf Oxyfuel- oder Hybridschmelzwannen und beteiligen uns an Forschungsprojekten über die International Partners in Glass Research (IPGR).

Signifikate Emissionseinsparungen erzielen wir mit der Nutzung von Recyclingglas als Rohmaterial: So spart gemäss der Fédération Européenne du Verre d'Emballage (FEVE) 10 Prozent beigemischtes Bruchglas rund 3 Prozent Energie und rund 7 Prozent CO2-Emissionen ein gegenüber der Herstellung von Glas aus den Rohstoffen (Quelle: FEVE).Vermehrt prüfen wir Innovationen wie die Reduktion des Anteils an Soda. Mehr dazu bei Innovation.

Wenn immer möglich, produzieren wir eigenen Strom mittels Photovoltaikanlagen. Zukünftig beabsichtigen wir, einen höheren Anteil an erneuerbarem Strom über Power Purchase Agreements (PPAs) zu beschaffen oder Guarantees of Origins (GoOs) zu kaufen.

Elektrische Fahrzeuge

Um Treibhausgasemissionen zu reduzieren, streben wir an, bis 2030 gruppenweit nur noch elektrisch angetriebene Gabelstapler zu nutzen. Seit 2020 setzt Vetropack auf elektrische oder Hybrid-Fahrzeuge in der eigenen Fahrzeugflotte.

Richtlinien, Weisungen und Kontrollinstrumente

  • Health, Safety and Environmental Policy
  • Durchführung regelmässiger Audits, um das Energiesparpotenzial zu ermitteln
  • Geplanter Emissionsreduktionspfad gemäss der Science Based Targets initiative

Fortschritte und Ereignisse im Berichtsjahr

Supplier Leadership on Climate Transition (Supplier LoCT)

Während im Jahr 2022 im Rahmen der Initiative Supplier Leadership on Climate Transition (LoCT) die Analysemodule zum eigenen Betrieb (Scope 1 und 2) abgeschlossen wurden, lag 2023 der Fokus auf den Scope 3-Emissionen und der Formulierung eines Treibhausgasreduktionsziels. Ende des Jahres begannen wir mit der Erarbeitung eines Treibhausgasabsenkpfads; zum Zeitpunkt der Berichtspublikation werden diese Arbeiten abgeschlossen sein. Ende 2023 erhielt Vetropack die sogenannten «Supplier LoCT Badges» für die Offenlegung des CO2-Fussabdrucks in Scope 1, 2 und 3. Diese Auszeichnungen zeigen, dass unsere Emissionsdaten in allen drei Scopes mit den Best Practice Standards des GHG-Protocol übereinstimmen.

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Effiziente Prozesse in Boffalora sopra Ticino

Im Jahr 2023 wurde in Boffalora ein neues Werk in Betrieb genommen. Es handelt sich um ein Vorzeigewerk hinsichtlich ressourceneffizienter Produktion. Dank der Nutzung von Abwärme lassen sich die Prozesse besonders energieeffizient gestalten, wodurch weniger Treibhausgase entstehen. Alle Gabelstapler wurden mit modernen, verbrauchsarmen Lithiumbatterien ausgestattet. Diese reduzieren einerseits die Dauer der Ladezyklen und verbessern andererseits die Effizienz des Ladevorgangs. Ausserdem evaluiert Vetropack die Errichtung einer Photovoltaikanlage mit einem Potenzial von rund 7 MW.

Photovoltaikanlagen in Kremsmünster

An unserem Standort in Kremsmünster installierten wir zwei neue Photovoltaikanalagen. Diese erzeugen rund sechs Prozent des gesamten im Werk benötigten Stroms.

Optimierte Schmelzwanne in Kyjov

Im Jahr 2023 wurde im Werk in Kyjov eine Schmelzwanne neu gebaut. Dank der verbesserten Bauweise werden Energieeffizienzgewinne erzielt. So wird erwartet, dass die sich CO2-Emissionen pro Tonne hergestelltes Glas um rund 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr reduzieren lassen.

Beitrag zu den SDGs

Als Industrieunternehmen mit bedeutendem Energiebedarf in der Produktion hat Vetropack einen Einfluss aufs SDG 13. Die Erhöhung der Energieeffizienz der Schmelzwannen spart Treibhausgasemissionen und fördert den Klimaschutz. Mit der Nutzung von Recyclingglas als Rohmaterial lässt sich die Glasproduktion emissionsärmer gestalten. Unsere Klimaziele sowie die Dekarbonisierungs-Roadmap werden uns dabei helfen, einen Beitrag ans SDG 13 zu leisten.

Leistungsindikatoren

Energieverbrauch 

 

2023

in %

2022

in %

Gesamtenergieverbrauch in GWh

2 747

 

2 563

 

Strom

433

16%

439

17%

Erdgas

2 299

84%

2 119

83%

Andere (Heizöl, Diesel, Benzin…)

14

<1%

5

<1%

Spezifischer Energieverbrauch in MWh/t 1)

1.97

 

1.72

 

1) Pro Tonne produziertes Glas, das alle Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen erfüllt und somit für den Verkauf geeignet ist

Treibhausgasemissionen 

 

2023

in %

2022

in %

Scope 1 und 2 Treibhausgasemissionen in tCO 2 e 1)

652 566

 

610 789

 

Scope 1 Erdgas

421 510

65%

389 819

64%

Scope 1 Prozessemissionen

104 921

16%

126 488

21%

Scope 1 Andere Treibstoffe und Emissionen aus Kältemittel-Leckagen

2 625

1%

N/A

 

Scope 2 Strom 2)

123 511

19%

94 482

15%

Spezifische Treibhausgasemissionen in tCO 2 e/t 3)

0.468

 

0.407

 

 

 

 

 

 

Scope 3 Treibhausgasemissionen in tCO 2 e 4)

N/A

 

493 795

 

1) Das Treibhausgasinventar wird nach dem Greenhouse Gas Protocol berechnet. Die für die Berechnungen von Scope 1 verwendeten Emissionsfaktoren stammen von DEFRA 2023 für 2023 und DEFRA 2022 für 2022. Die für Scope 2 standortbezogen verwendeten Emissionsfaktoren stammen aus IEA 2023 für 2023 und IEA 2022 für 2022. Für 2022 wurde der Emissionsfaktor für Erdgas angepasst und neu berechnet.

2) Die Emissionen für 2023 und 2022 werden nach dem marktbasierten Ansatz berechnet (unter Verwendung von Energiezertifikaten – soweit verfügbar – , die ca. 92% (2023) und 43% (2022) des gesamten Stromverbrauchs ausmachen). Nach dem standortbezogenen Ansatz ergeben sich 106'540 tCO2e und 113'371 tCO2e für 2023 bzw. 2022.

3) Die spezifischen Treibhausgasemissionen wurden auf Grundlage der Scope 1 und 2 Emissionen berechnet. Pro Tonne produziertes Glas, welches alle Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen erfüllt und somit für den Verkauf geeignet ist. Für 2022 wurde der Emissionsfaktor für Erdgas angepasst und neu berechnet.

4) Die Berichterstattung von Vetropack über die Scope-3-Treibhausgasemissionen verzögert sich um ein Jahr. Aus diesem Grund wird kein Wert für 2023 offengelegt.

Gesamtenergieverbrauch nach Quelle

in %

Treibhausgasemissionen (Scope 1 + 2) nach Quelle

in %

* market-based

Zusammensetzung der Scope 3-Emissionen nach Kategorien in 2022

in tCO2e

Treibhausgasemissionen Scope 1 und 2 

in tCO2e

* market-based

Treibhausgasemissionen Scope 3

in tCO2e

Anstieg der Treibhausgasemissionen

Trotz Klimaschutzbestrebungen verschlechterte sich im Berichtsjahr die Energieeffizienz und die Treibhausgasemissionsintensität stieg an. Als Ursachen macht Vetropack die reduzierte Produktion, Produktionsunterbrüche und die Inbetriebnahme einiger Schmelzwannen und Produktionslinien geltend.