Meine Aufgabe ist es, Energie und Rohstoffe so zu beschaffen, dass unsere Schmelzwannen durchgängig mit hoher Auslastung betrieben werden können. Wir arbeiten dabei stets mit verantwortungsvoll agierenden Lieferanten zusammen.

Stephen Rayment, Chief Supply Chain Officer

Nachhaltigkeit

Lieferkettenmanagement

Effizientes und verantwortungsvolles Lieferkettenmanagement hat in den letzten Jahren massiv an Bedeutung gewonnen. Dies haben wir in unserer Strategie, der Organisation sowie in entsprechenden Richtlinien und Massnahmen berücksichtigt. Unser Verhaltenskodex für Lieferanten stellt beispielsweise sicher, dass Vetropacks Werte in der Lieferkette beachtet werden und die Lieferanten integer wirtschaften. Unsere Supply Chain Policy hilft bei der Einhaltung relevanter Gesetze.

  • Prüfung der Sorgfaltspflichten zu Konfliktmineralien und -metallen sowie Kinderarbeit durchgeführt
  • Energiebeschaffungs- und Scherbenbeschaffungsstrategie
  • Lieferantenaudits durchgeführt
  • Nachhaltigkeitsrisiken der 100 wichtigsten Lieferanten bewertet
  • Effizienzanalyse des Lieferkettenmanagementsystems durchgeführt

Das Ziel unseres Lieferkettenmanagements ist es, die gesamte Lieferkette effizient und effektiv zu gestalten, um unsere Glasverpackungen termingerecht in der erwarteten Qualität und kostengünstig an unsere Kunden zu liefern. Dies umfasst Planung, Steuerung und Optimierung von Beschaffung, Lagerung und Transport. Wir streben dabei an, nur mit verantwortungsvoll wirtschaftenden Lieferanten zusammenzuarbeiten.

Für die Herstellung der jährlich über 5 Milliarden Glasbehälter beschafft Vetropack rund 900 000 Tonnen Recyclingglas (Scherben), 475 000 Tonnen Sand und 155 000 Tonnen Soda. Für die Produktionsprozesse werden Maschinen, Anlagen, Werkzeuge und Transportdienstleistungen eingekauft. Von zunehmend strategischer Bedeutung für unsere Produktionsprozesse ist die Beschaffung von Energie.

Verantwortung auf Gruppenstufe

Seit 2021 ist das Lieferkettenmanagement mit dem Chief Supply Chain Officer als Teil der Gruppenleitung auf höchster Stufe verortet. Dies verdeutlicht die strategische Relevanz für den Geschäftserfolg von Vetropack. Seit Ende 2022 umfasst das Team auch eine für die Umsetzung von Nachhaltigkeitsaspekten in der Lieferkette verantwortliche Person. In Zusammenarbeit mit dem Nachhaltigkeitsmanager der Gruppe verantwortet diese unter anderem die Beschaffung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen, die Prüfung der Sorgfaltspflichten in Bezug auf Konfliktmineralien und Kinderarbeit, die Erstellung von Vertragsklauseln, die Durchführung von Risikoanalysen, die Lieferantenbewertung nach ESG-Kriterien sowie die Überprüfung der Beschaffungsrichtlinie.

Mehr-Lieferanten-Strategie

Zentrales Element des Lieferkettenmanagements von Vetropack ist die sogenannte Mehr-Lieferanten-Strategie. Unser Ansatz ist es, bei wichtigen Ressourcen auf mehrere Lieferanten zurückgreifen zu können. Diese Strategie sichert die Versorgung mit Rohstoffen und minimiert das Risiko von Liefer- und Produktionsunterbrüchen. Dies ist zwar anfänglich aufwändiger, führt aber langfristig zu tieferen Kosten und einer grösseren Stabilität in der Lieferkette. Wir messen den Fortschritt hierbei anhand interner Leistungskennzahlen, wie zum Beispiel der Anzahl aktiver Lieferanten pro Kategorie und der Anzahl langfristiger Verträge.

Menschenrechte in der Lieferkette

Wir sind uns bewusst, dass in unserer vorgelagerten Wertschöpfungskette potenzielle Auswirkungen auf Menschenrechte entstehen können. Umso wichtiger ist es, dass wir unsere unternehmerische Verantwortung auch in der Lieferkette wahrnehmen. Deshalb haben wir die Grundsätze eines verantwortungsvollen Lieferkettenmanagements im Verhaltenskodex für Lieferanten festgehalten. Der Verhaltenskodex für Lieferanten orientiert sich an unseren Unternehmenswerten Integrität, Verlässlichkeit und Transparenz. Die Beachtung dieser Grundwerte erwarten wir auch von unseren Lieferanten.

Der Verhaltenskodex für Lieferanten verlangt von allen Lieferanten, sich an die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (Universal Declaration of Human Rights) sowie an die Grundprinzipien (Core Convention) der Internationalen Arbeitsorganisation zu halten. Unsere Lieferanten sind angehalten, ein sicheres, gerechtes Arbeitsumfeld ohne Diskriminierung zu gewährleisten, jegliche Form von Kinder- oder Zwangsarbeit zu verhindern und stets integer zu handeln. Ebenso sind Versammlungsfreiheit und das Recht auf Tarifverhandlungen zu gewähren. Nebst dem Verhaltenskodex für Lieferanten hält auch unsere Beschaffungsrichtline (Procurement Policy) fest, dass faire Arbeitsbedingungen sicherzustellen und die Menschenrechte gemäss internationalen Anforderungen zu beachten sind.

Der Verhaltenskodex für Lieferanten ist fester Bestandteil jeglicher Zusammenarbeit mit Lieferanten. Die Unterschrift ist rechtsverbindlich und bewirkt, dass sich alle Mitarbeitenden an die Abmachungen halten müssen. Dies wird im Rahmen von Lieferantenaudits überprüft. Neue Lieferanten müssen den Verhaltenskodex für Lieferanten akzeptieren und unterschreiben, ausser sie verfügen nachweislich über einen mindestens gleichwertigen eigenen Verhaltenskodex. Mehr dazu bei Compliance.

Sorgfaltspflichten zu Kinderarbeit und Konfliktmineralien

Vetropack erarbeitete und implementierte eine Supply Chain Policy on Conflict Minerals and Metals sowie eine Supply Chain Policy on Child Labor. Diese Richtlinien weisen klare Zuständigkeiten und Prozesse zu, wie mit den Anforderungen gemäss der Schweizer Verordnung über Sorgfaltspflichten und Transparenz in den Bereichen Mineralien und Metallen aus Konfliktgebieten sowie Kinderarbeit (VSoTr) umgegangen wird. Für das Berichterstattungsjahr 2023 wurde festgestellt, dass Vetropack von der Berichterstattungspflicht hinsichtlich Konfliktmineralien und Kinderarbeit befreit ist. Detaillierte Informationen zur Sorgfaltspflicht in Bezug auf Kinderarbeit und Konfliktmineralien sind im Anhang zu finden.

Richtlinien, Weisungen und Kontrollinstrumente

  • Verhaltenskodex
  • Verhaltenskodex für Lieferanten
  • Beschaffungsrichtlinie
  • Supply Chain Policy zu Konfliktmineralien und Metallen
  • Supply Chain Policy zu Kinderarbeit
  • Lieferantenselbstauskunft
  • Sedex Members Ethical Trade Audit (SMETA)
  • Supply Chain Management-Ansatz mit Prognosen zu Lagerhaltung und Verteilung

Fortschritte und Ereignisse im Berichtsjahr

Energiebeschaffung als konstante Herausforderung

Die Sicherstellung der Energieversorgung für alle Produktionsbetriebe besitzt für uns oberste Priorität. Auch im Jahr 2023 waren wir mit hohen Energiepreisen und den mit der Energieknappheit verbundenen Herausforderungen konfrontiert. Dank einer neuen Energiebeschaffungsstrategie können die Planungsprozesse optimiert und die Energiekosten besser vorausgesagt werden. Weitere Informationen zu unserer Strategie, erneuerbare Energie einzukaufen, sind unter Klimaschutz zu lesen.

Scherbenbeschaffungsstrategie aktualisiert

Glas aus Sand und Soda neu herzustellen, ist aufgrund des hohen Energiebedarfs ein teurer Prozess. Im Vorteil gegenüber den Wettbewerbern ist, wer seinen Glasbedarf über Recyclingglas decken kann, denn Recyclingglas als Ausgangsmaterial reduziert den Energiebedarf. So strebt Vetropack bis 2030 einen Recyclingglas-Anteil von 70 Prozent an. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde im Berichtsjahr mit der Überarbeitung der Scherbenbeschaffungsstrategie gestartet. Darin werden unter anderem die regulatorischen Veränderungen – konkret gewisse Handels- und Transporthindernisse für Recyclingglas – berücksichtigt. Indem wir beispielsweise unsere eigenen Kapazitäten zur Scherbenaufbereitung ausweiten, begegnen wir dieser Herausforderung. Mehr dazu unter Ressourcen.

Risikoanalyse zu 100 Lieferanten

Vetropack führt alle drei Jahre eine Risikoanalyse zu den hinsichtlich Einkaufsvolumen grössten 100 Lieferanten durch. Im Jahr 2023 wurde erneut eine solche Risikobewertung abgeschlossen. Nachhaltigkeitsrisiken wurden ermittelt basierend auf dem Sektor, der geografischen Region und dem individuellen Engagement hinsichtlich Nachhaltigkeit (z.B. ISO-Zertifikate). Darauf basierend wurden die Lieferanten in verschiedene Risikokategorien eingeteilt. In der durchgeführten Analyse wurden keine signifikanten Risiken identifiziert bzw. alle Lieferanten bewegen sich in der Risikokategorie «low risk».

Effizienzanalyse im globalen Lieferkettenmanagement

Seit 2021 verfügt Vetropack über die Position des Chief Supply Chain Officers auf Konzernleitungsstufe. Auf Grundlage des 2022 implementierten neuen Lieferkettenmanagement-Ansatzes, der von Bedarfsprognosen bis zum Vertrieb an die Kunden reicht, wurden im Jahr 2023 das Lieferkettenmanagement, seine Struktur und die Qualität der Prozesse einer umfassenden Effizienzanalyse unterzogen. Dabei zeigte sich, dass im Umgang mit Volatilitäten – aktuell in Beschaffungspreisen und in der Nachfrage – seitens Vetropack eine höhere Flexibilität erreicht werden muss. Die Ausarbeitung eines konkreten Massnahmenplans ist für das Jahr 2024 geplant.

Automatisiertes Lager für Fertigwaren und Verpackungsmaterial

Das 2023 eröffnete Werk in Boffalora ist mit einem vollautomatisierten Warenlager für Fertigprodukte und Verpackungsmaterial ausgestattet. Dies optimiert die Logistik, führt zu einer höheren Effizienz bei der Auftragsbearbeitung als herkömmliche und teilautomatisierte Warenlager, und reduziert arbeitsbedingte Gefahren. Das neue System ermöglicht eine vollständige Rückverfolgbarkeit von Paletten und Verpackungsmaterien in Echtzeit. Ein automatisiertes System prüft die Wiederverwendbarkeit retournierter Paletten und Einlegematerialien, wodurch langfristig Material eingespart und Abfall reduziert wird. Durch die Automatisierung können Aufgaben gleichmässig verteilt und Engpässe vermieden werden.

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Effiziente Logistik und Yard Management System

Zur Verbesserung unserer internen Logistik und der Logistik unserer Kunden nutzen wir eine Software, welche es den Spediteuren unserer Kunden erlaubt, Zeitfenster zur Abholung der bestellten Ware auszuwählen. So lassen sich die Fahrrouten optimal planen und die Wartezeiten bei der Produktabholung reduzieren. In Boffalora führten wir zudem erstmalig ein Yard Management System ein. Dieses dient der effizienten Abwicklung von Spediteuren in unseren Werken. Weil die Spediteure beim Empfang am Warenlager registriert werden und eine kurze Schulung zum Verhalten auf dem Gelände absolvieren müssen, erhöht sich die Sicherheit. Dank des Yard Management Systems können unsere Produkte zeitgenau zur Abholung bereitgestellt werden. Das Verfahren soll in den nächsten Jahren auf andere Standorte ausgerollt werden.

Leistungsindikatoren

Im Jahr 2023 unterschrieben 80 Prozent der Lieferanten den Verhaltenskodex für Lieferanten.

GRI 308-1 Neue Lieferanten, die anhand von Umweltkriterien überprüft wurden

GRI 414-1 Neue Lieferanten, die anhand von sozialen Kriterien überprüft wurden

Im Jahr 2023 führte Vetropack bei rund 40 Lieferanten Audits durch. Im Rahmen eines standardisierten Fragebogens wurden soziale und ökologische Kriterien überprüft. Ein Fokus lag dabei insbesondere auf neuen Lieferanten.

Die Risikoanalyse der 100 relevantesten Lieferanten brachte folgendes Resultat: 37 Lieferanten weisen ein zertifiziertes Umweltmanagementsystem nach ISO 14001 auf. 28 Lieferanten weisen ein zertifiziertes Arbeitsschutzmanagementsystem nach ISO 45001 auf.