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Jahresrückblick

Brief des Verwaltungsrats

Sehr geehrte Aktionärinnen, sehr geehrte Aktionäre 

Nach einem guten ersten Semester und einer starken Eintrübung der Geschäfte im zweiten Halbjahr schliesst die Vetropack-Gruppe das Geschäftsjahr 2023 mit einem stabilen operativen Ergebnis auf Vorjahresniveau ab. Durch Investitionen in hochmoderne Produktionsanlagen sowie dank der Entwicklung und Einführung von Produktinnovationen konnte Vetropack seine Position als markt- und technologieführendes Unternehmen stärken. Vor allem im zweiten Halbjahr bekam die Gruppe aber auch die Auswirkungen der infolge der Inflation spürbar gesunkenen Konsumentennachfrage zu spüren. Die Nettoerlöse aus Lieferungen und Leistungen kamen mit CHF 898.8 Mio. in etwa auf Vorjahr zu liegen. Währungsbereinigt konnte die Gruppe die Nettoerlöse aus Lieferungen und Leistungen um 2.8 Prozent steigern. Das konsolidierte EBIT stieg auf CHF 91.3 Mio. (Vorjahr: CHF 89.1 Mio.). Unter dem Strich weist die Gruppe einen Gewinn von CHF 63.3 Mio. (Vorjahr: CHF 40.7 Mio.) aus.

Das Jahr 2023 wird als ein schwieriges Geschäftsjahr in unsere Bücher eingehen. Mehr noch als in den zurückliegenden Jahren bekam unsere Branche – wie die gesamte Verpackungsindustrie – die Auswirkungen der momentanen Krisenstimmung zu spüren: Kriege, die Nachwehen der Energiekrise, Inflation und die insgesamt wachsende Unsicherheit bremsen das Konsumverhalten – und mit ihm auch die Nachfrage nach Verpackungen. Vor allem in der zweiten Jahreshälfte 2023 stellte das unsere Gruppe vor einige Herausforderungen, auf die wir mit sehr schnellen Anpassungen unserer Produktionskapazitäten reagiert haben. Gruppenübergreifend verzeichnen wir für das gesamte Jahr 2023 hunderte Linienstillstandstage – und derzeit ist nicht abzusehen, wann und wie schnell sich diese Situation wieder ändern wird.

Marktsituation bleibt angespannt

Tatsächlich sehen wir schon jetzt, dass 2024 nahtlos an das schwache zweite Halbjahr des Vorjahres anknüpft. Mehr noch als 2023 werden wir deshalb den Schwerpunkt auf unsere Effizienz legen: Neben dem proaktiven Management unserer Kapazitäten bedeutet das, dass wir unseren Fokus auf Kostensenkungen legen werden. Dies betrifft auch den Bereich Personal insbesondere die Zurückhaltung bei der Schaffung oder Neubesetzung von Stellen. Auch bereits geplante Investitionen in unsere Werke werden soweit möglich verschoben.

Unabhängig davon behalten wir uns an einzelnen Standorten weitere temporäre Stilllegungen von Linien und Schmelzwannen vor, soweit eine veränderte Marktlage dies erfordert. Eine schwierige Entscheidung in diesem Zusammenhang haben wir vor einigen Tagen bereits verkündet: Wir prüfen derzeit die Schliessung unserer Produktion am Schweizer Standort St-Prex voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2024. Das Konsultationsverfahren über die Zukunft des Produktionsstandorts haben wir bereits eröffnet. Sollte es soweit kommen, würde dies einen einschneidenden Schritt für uns bedeuten: St-Prex ist nicht nur unser einziges Werk im Heimatmarkt Schweiz, es ist auch das Stammwerk der Vetropack-Gruppe. Für unsere Mitarbeitenden in St-Prex würde es zudem bedeuten, dass ein Grossteil der Arbeitsplätze wegfallen würde.

Trotzdem sehen wir bislang keine Alternative zur Schliessung: In den kommenden Jahren wären grosse Investitionen in eine komplette Wannenrevision notwendig geworden – ohne dass diese dauerhaft etwas an den Zukunftsaussichten und der Wettbewerbsfähigkeit für das Werk ändern würde.

Unabhängig vom Ausgang des Konsultationsverfahrens bleibt die Schweiz unsere Heimat und einer unserer Kernmärkte. Unser Unternehmenshauptsitz wird auch künftig in Bülach bleiben. Unser Engagement im Bereich des Glasrecyclings (Vetrorecycling) werden wir in Zusammenarbeit mit unseren Schweizer Partnern auf kommunaler Ebene in jedem Fall fortsetzen.

Proaktives Management von Produktionskapazitäten

Generell behalten wir uns angesichts der unverändert angespannten Marktsituation weiter vor, unsere Produktionskapazitäten gruppenweit proaktiv der jeweiligen Entwicklung anzupassen. So prüfen wir nach dem mehrmonatigen Wannenstillstand in Kyjov einen weiteren Wannenstopp am Standort in Kremsmünster. Auch im ukrainischen Werk in Gostomel werden wir bis auf weiteres nur eine der zwei verbliebenen Wannen nutzen.

Mit diesen Reduktionen nehmen wir massiv Produktionskapazitäten aus dem Markt, weil die Nachfrage an Glasverpackungen zurzeit konjunkturbedingt schwach ist. Die Betonung liegt dabei auf «zurzeit»: Tatsächlich gehen wir davon aus, dass wir eine vorübergehende Schwäche des Marktes erleben und mittelfristig mit einer Erholung rechnen können. Dann werden wir diese Kapazitäten wieder brauchen.

Stabile Entwicklung trotz schwierigem Marktumfeld

In Anbetracht des schwierigen Umfelds ist es sehr bemerkenswert, dass wir im Geschäftsjahr 2023 unseren Umsatz gehalten und es mit einem guten Ergebnis abgeschlossen haben. Dies ist unter den gegebenen Marktbedingungen alles andere als eine Selbstverständlichkeit und vor allem das Ergebnis vieler richtiger Entscheidungen in den zurückliegenden Jahren. Mehr denn je sind wir überzeugt, dass unsere Strategie 2030 mit ihren fünf Eckpfeilern den richtigen Rahmen für die erfolgreiche Entwicklung unserer Unternehmensgruppe in den kommenden Jahren vorgibt. Dies hat gerade das zurückliegende Jahr noch einmal deutlich gezeigt, in dem wir in allen Kernbereichen wichtige Fortschritte erzielen konnten: der Stärkung unserer Marktposition, dem Einstieg in neue Geschäftssparten, bei Qualität und Operational Excellence, Innovation und Nachhaltigkeit. Diesen Weg werden wir deshalb 2024 konsequent fortsetzen.

Zentrale Ergebnisse und Kennzahlen für das Geschäftsjahr 2023 im Überblick

 

 

2023

2022

+/–

Nettoerlöse

Mio. CHF

898.8

899.4

– 0.1%

EBIT

Mio. CHF

91.3

89.1

2.5%

EBIT-Marge

%

10.2

9.9

Cash Flow 1

Mio. CHF

130.1

142.2

– 8.5%

Cash Flow-Marge

%

14.5

15.8

Konzerngewinn 2

Mio. CHF

63.3

40.7

55.5%

Investitionen

Mio. CHF

238.0

194.6

22.3%

 

 

 

 

 

Bilanzsumme

Mio. CHF

1 263.8

1 234.5

2.4%

Eigenkapital

Mio. CHF

750.7

749.3

0.2%

Eigenkapitalanteil

%

59.4

60.7

 

 

 

 

 

Mitarbeitende

Headcount

3 772

3 676

2.6%

1 betrieblicher Geldfluss vor Veränderung Nettoumlaufvermögen

2 beinhaltete im Jahr 2022 ausserordentliche Kosten von CHF 31.4 Mio. infolge des Kriegs in der Ukraine

Solides operatives Ergebnis auf Vorjahresniveau

2023 war ein anspruchsvolles, von externen Krisen geprägtes Geschäftsjahr: Hohe Energie- und Rohstoffpreise, der Krieg in der Ukraine sowie die durch die Inflation deutlich gesunkene Konsumlaune trafen die Verpackungsbranche und damit auch unser Geschäft in unseren europäischen Kernmärkten besonders hart. Vor allem die zweite Jahreshälfte war von einem extremen Marktrückgang geprägt, die im ersten Semester erzielten Gewinne konnten im zweiten Semester nicht weiter realisiert werden. Unter dem Strich steht so ein solides operatives Ergebnis, welches auf dem Niveau des Vorjahres liegt.

Konsequenter Ausbau des Nachhaltigkeitsengagements

2023 war auch ein Jahr, in dem wir den Pfeiler Clearly Sustainable unserer Strategie 2030 in allen Aspekten unseres ESG-Ansatzes erweitert, die entsprechende Governance in der Gruppe verankert und unsere Risikomatrix um ESG-Risiken ergänzt haben. Das betrifft dabei alle Aspekte des Nachhaltigkeitsbegriffs: In unserem Nachhaltigkeitsengagement haben wir vielfältige Fortschritte erzielt. Wir treiben die Evaluation und Umsetzung neuer Klimaschutzmassnahmen im Rahmen unserer Teilnahme an der Science-based Targets Initiative voran. Wir setzen neue, besonders effiziente Glasblasmaschinen ein und werden unsere Leichtglasflasche Echovai in weiteren Märkten einführen. Wir haben ausserdem eine neue Position mit Fokus auf Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion geschaffen.

Neues Werk in Italien vereint Innovation und Nachhaltigkeit

Einen wichtigen Beitrag dazu leistet auch die Eröffnung unserer neuen, besonders ressourceneffizienten Produktion in Italien: Die offizielle Eröffnung des Werks in Boffalora sopra Ticino war fraglos der wichtigste Meilenstein und zugleich das Highlight im zweiten Semester 2023. Es handelt sich nicht nur um eine der modernsten Produktionen von Glasbehältern in unserer Gruppe, sondern in ganz Europa.

Der Standort verkörpert in vielerlei Hinsicht unsere Vision einer nachhaltigen und zugleich innovativen Glasproduktion: So stellen geschlossene Kreislaufsysteme die Wiederverwendung von Wasser und Abwärme sicher und so sorgt der Einsatz von smarter Technologie für effiziente Prozesse in Produktion und Lager. Die neue Anlage ermöglicht zudem eine flexiblere Produktion mit kleineren Chargen – was uns künftig hilft, direkt auf dynamische Marktbedingungen zu reagieren. Mit einem Volumen von über 400 Mio. CHF ist Boffalora sopra Ticino zugleich die bislang grösste Investition in die Zukunft von Vetropack – von der wir uns auch Impulse für unsere anderen Standorte erwarten.

Ukrainisches Werk nimmt Produktion wieder auf

Auch an anderen Standorten haben wir 2023 investiert und wichtige Weichen gestellt: Im Mai 2023 konnten wir die Glasproduktion in unserem ukrainischen Werk in Gostomel nahe Kiew wieder aufnehmen. Der Standort war in den ersten Kriegswochen 2022 durch einen militärischen Angriff Russlands stark beschädigt worden. Seine Wiedereröffnung bietet nicht nur für unsere Kollegen vor Ort Zukunftsperspektiven. Sie ist auch ein wichtiges Signal der Stärke für unsere gesamte Gruppe, die sich über die gesamte Zeit äusserst solidarisch mit den ukrainischen Kollegen gezeigt hat. Die eigens zu ihrer Unterstützung gegründete Vetropack Stiftung Gostomel hat 2023 damit begonnen an besonders vom Krieg betroffene ukrainische Mitarbeitende Hilfsgelder auszuzahlen.

Jubiläum und Ausbau des tschechischen Standorts

Ein besonderes Jubiläum feierte 2023 die Vetropack Moravia Glass, a.s., die tschechische Tochtergesellschaft der Vetropack-Gruppe: Das Glaswerk in der südmährischen Stadt Kyjov besteht seit 140 Jahren und ist seit 1991 Teil der Vetropack-Gruppe. Der tschechische Standort hat sich innerhalb Vetropacks als einer der wichtigsten Glasverpackungslieferanten für Mitteleuropa etabliert. Als eines der ersten Werke nutzt unser Standort zudem seit 2023 zwei energiesparende Hochleistungsmaschinen mit Servoantrieb für eine besonders präzise Steuerung des Glasformungsprozesses. Eine neue, hochmoderne Schmelzwanne für die Herstellung von farbigem Glas ist seit Februar wieder in Betrieb.

Fokus auf Innovation

Investitionen in unsere Werke und moderne Technologien stärken dabei gleichermassen unsere Marktposition wie auch unsere Innovationskraft. 2023 lag ein Schwerpunkt auf der weiteren Markteinführung unserer Echovai-Lösung. Mit Echovai bietet Vetropack als weltweit erster Hersteller von Glasverpackungen eine besonders stabile und materialsparende Form von Leichtglas-Flaschen, die nicht nur um bis zu 30 Prozent leichter als Standard-Mehrwegflaschen sind, sondern auch deutlich resistenter gegen Abrieb. Beim renommierten Swiss Packaging Award räumte die Vetropack-Innovation Anfang im Juni gleich mehrere Preise ab: Echovai wurde in der Rubrik «Technik» ausgezeichnet und erhielt zudem den Sonderpreis der Jury.

Ausblick auf das Geschäftsjahr 2024

Im laufenden Geschäftsjahr wird sich die Nachfrage nach Glasverpackungen nur langsam erholen. Dies wird weiterhin zu einer deutlichen Minderauslastung unserer Kapazitäten führen. Die Folge der Überkapazität am Markt werden vermutlich weitere Preiserosionen sein. Wir gehen deshalb davon aus, dass die Nettoerlöse aus Lieferungen und Leistungen im Geschäftsjahr 2024 trotz einer prognostizierten Volumensteigerung tiefer als 2023 zu liegen kommen werden. Die aus heutiger Sicht gesunkenen Energie- und Rohmaterialkosten sind schon in den tieferen Marktpreisen abgebildet.

Wir stehen aufgrund der Marktsituation vor einem herausfordernden Geschäftsjahr 2024 und sind deshalb froh, dass wir in vergangenen Jahren mit unserer Strategie die richtigen Massnahmen getroffen haben, um solche Situationen erfolgreich zu meistern. Die Stärke der Gruppe und die Agilität der Organisation sind zu Erfolgsgaranten geworden und lassen uns positiv in die Zukunft blicken. 

Generalversammlung der Vetropack Holding AG

Die 55. ordentliche Generalversammlung der Vetropack Holding AG findet am Donnerstag, 25. April 2024 um 15:30 Uhr in der Stadthalle Bülach, Allmendstrasse 8, 8180 Bülach statt.

Der Verwaltungsrat stellt der Generalversammlung den Antrag, eine Dividende von brutto CHF 1.00 (2022: CHF 1.00) pro Namenaktie A und von brutto CHF 0.20 (2022: CHF 0.20) pro Namenaktie B auszuschütten.

Der Verwaltungsrat der Vetropack Holding AG schlägt der Generalversammlung die Wahl von Urs Ryffel in den Verwaltungsrat vor. Urs Ryffel verfügt über langjährige Industrieerfahrung bei der ABB Kraftwerke AG als Leiter der globalen Geschäftseinheit Hydro Power Plant Service, später als Unit General Manager für Alstom Power Hydraulique S.A. und bei der HUBER+SUHNER AG, die er seit 2017 als CEO führt. Nicht zur Wiederwahl steht Urs Kaufmann, der dem Verwaltungsrat der Vetropack Holding AG bereits seit 2017 angehört. Mit seinem jahrelangen Einsatz als Verwaltungsrat hat er einen wichtigen Beitrag zum Wachstum der Vetropack-Gruppe geleistet. Dafür sind wir ihm sehr dankbar.

Herzlichen Dank!

Der Verwaltungsrat dankt allen Mitarbeitenden für die gute Zusammenarbeit und den grossen Einsatz im Geschäftsjahr 2023. Unseren Kunden, Lieferanten und Geschäftspartnern sowie Aktionären danken wir für das Vertrauen und die Unterstützung.

Bülach, 13. März 2024

Claude R. Cornaz

Präsident des Verwaltungsrats

Johann Reiter

CEO