Erfolgs­grundlagen

Chancen und Herausforderungen in Zeiten globaler Krisen

Zunehmende Dynamik in der Glasindustrie

Die Glasindustrie ist traditionell geprägt von einem gemächlichen Wandel. Denn der seit Jahrtausenden genutzte und im Kern bekannte Werkstoff Glas begründet lange Investitionszyklen. Es existiert eine Wertschöpfungskette, die sich durch eingespielte Prozesse und langjährige Partnerschaften mit Kunden und Lieferanten auszeichnet. Seit einigen Jahren nimmt die Dynamik in der Glasindustrie jedoch deutlich zu. Treiber sind hierbei alle Aspekte der Industrie 4.0 – insbesondere die Digitalisierung. Zudem verändern sich derzeit Rahmenbedingungen und globale Herausforderungen rasch in unterschiedlichen Dimensionen.

Wir haben die Strategie und unser Geschäftsmodell rechtzeitig erneuert. Bereits 2019 haben wir einen umfassenden strategischen Transformationsprozess in Gang gesetzt. Dieser verfolgt zwei Ziele: Erstens sollen im bestehenden Geschäft zusätzliche Wachstumspotenziale erschlossen werden. Zweitens wird die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle angestrebt. So wollen wir uns langfristig als starken Marktplayer positionieren und die Glasindustrie massgeblich mitgestalten.

Dank weitsichtiger Strategie und wertschöpfungsaffinem Geschäftsmodell sehen wir die neue Dynamik als Chance zur Innovation und zur Stärkung der Marktposition. Im Berichtsjahr überwogen noch die mannigfaltigen Herausforderungen. Diese vier Entwicklungen stachen dabei besonders heraus:

Ukraine-Konflikt

Besonders hart hat uns der Ukraine-Krieg getroffen – wirtschaftlich und menschlich. Wirtschaftlich, weil unser Produktionsstandort in der Nähe von Kiew stark beschädigt wurde und wir den Betrieb mittelfristig nicht wieder aufnehmen können. Das Absatzgeschäft in der Ukraine ist zusammengebrochen, ein Grossteil unserer dortigen Kunden mussten ihre Betriebe schliessen oder reduzieren. Der damit verbundene Stellenabbau ist uns sehr schwergefallen, da dadurch die Situation unserer Kolleginnen und Kollegen in der Ukraine und ihrer Familien abermals erschwert wird. Wir werden unsere Unterstützung – finanziell oder durch Stellenangebote in benachbarten Ländern – weiterführen.

Bericht des Verwaltungsrats

Energie- und Produktionskosten

Die Problematik volatiler und steigender Energie- und Produktionskosten hat sich im Berichtsjahr weiter akzentuiert. Aufgrund des hohen Energiebedarfs in der Glasherstellung führten die steigenden Energiekosten auf dem gesamten Markt zu spürbaren Preisanpassungen. Es ist uns gelungen, die Mehrkosten über einen transparenten temporären Energiezuschlag grösstenteils zu kompensieren, ohne Kunden zu verlieren. Diese Lösung macht auch in Anbetracht der grossen Unsicherheiten hinsichtlich der Energieversorgung Sinn, denn künftige Entwicklungen bleiben weiterhin schwer vorhersehbar.

Kapitel Mehr-Lieferanten-Strategie

Nachfrage nach Verpackungsglas

Im Berichtsjahr hat die Nachfrage nach Verpackungsglas zugenommen. Dafür gibt es einen zentralen Grund: Glas ist die Antwort auf die Frage, wie der Abfallproblematik begegnet werden kann. Dank der bereits vor Jahren vorbereiteten Kapazitätsausweitung werden wir in der Lage sein, diese zunehmende Nachfrage zu befriedigen. Wir haben die Voraussetzung geschaffen, um dem Wunsch unserer Kunden nach einer individuellen Glasverpackung nachkommen zu können. Dafür ist eine erhöhte Flexibilität in der Produktion nötig, die dank der verstärkten Ausrichtung des Bereichs Technologie und Produktion auf eine höhere Innovationsfähigkeit vorhanden ist.

Kapitel Kundenspezifische Produkte

Kreislaufwirtschaft

Obwohl Glasverpackungen im Vergleich zu anderen Verpackungsmaterialien deutliche Vorteile hinsichtlich Kreislauffähigkeit haben, gibt es noch grosses Verbesserungspotenzial, beispielsweise beim Altglasanteil in der verarbeiteten Rohstoffmenge. Wir haben uns im Berichtsjahr intensiv mit dem Thema Kreislaufwirtschaft beschäftigt. Es gibt regulatorische Vorgaben, die Recyclingquoten zu erhöhen. Zudem bestehen freiwillige Brancheninitiativen, die eine Steigerung von Recycling fördern und fordern. Zu beidem wollen wir einen aktiven Beitrag leisten. Wir haben den Scherbenanteil in der Produktion weiter erhöht – auch im Berichtsjahr. Erst durch ein grösseres Angebot an hochwertigem Scherbenmaterial wird die Erhöhung des Altglasanteils in der Produktion gesteigert, so dass wir einen Beitrag zur Nachhaltigkeit liefern können. Im Zuge unserer Strategie 2023 wollen wir bis 2030 gruppenweit einen Scherbenanteil von mindestens 70 Prozent erreichen.

Kapitel Kreislaufwirtschaft und Ressourceneffizienz