Bericht des
Verwaltungsrats

Sehr geehrte
Aktionärinnen,
sehr geehrte Aktionäre

Die Vetropack-Gruppe konnte in einem äusserst anspruchsvollen Umfeld ihren Nettoerlös aus Lieferungen und Leistungen im ersten Halbjahr 2022 um 9,0 Prozent (währungsbereinigt 14%) auf CHF 435,0 Mio. (Vorjahr: CHF 399,2 Mio.) steigern. Das konsolidierte EBIT stieg auf CHF 48,3 Mio. (Vorjahr: CHF 46,6 Mio.). Wegen der Kriegsschäden am ukrainischen Werk musste eine Wertberichtigung von CHF 46,5 Mio. vorgenommen werden, dies führt für die Gruppe zu einem ausgewiesenen Verlust von CHF -9,7 Mio.

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Claude R. Cornaz, Präsident des Verwaltungsrats (links) und Johann Reiter, CEO (rechts)

Das erste Halbjahr 2022 wurde durch drei Entwicklungen wesentlich geprägt: den anhaltenden Ukraine-Konflikt, die gestiegenen Energie- und Produktionskosten sowie einer ungebrochen hohen Nachfrage nach Verpackungsglas. Die sich rasch zuspitzenden Ereignisse in der Ukraine führten bereits im Februar zur Schliessung unserer Produktion im Werk Gostomel in der Nähe von Kiew. Kurze Zeit später wurde der Produktionsstandort durch militärische Aktionen stark beschädigt. Glücklicherweise gab es dabei keine verletzten Mitarbeitenden. Da das Gelände unseres Werkes erst seit kurzem wieder zugänglich ist, konnten das genaue Ausmass der Zerstörungen und eine mögliche Wiederaufnahme der Produktion zum Ende des Halbjahres 2022 noch nicht abschliessend bestimmt werden.

Die stark gestiegenen Energie- und Produktionskosten führten in der Verpackungsglasindustrie zu hohen Preisanpassungen am Markt. Vetropack ist es gelungen, diese Mehrkosten mit einem für die Kunden transparenten Energiezuschlag grösstenteils zu kompensieren. Die unvermindert hohe Nachfrage nach Glasverpackungen und die mit dem Ausfall der Ukrainischen Glasindustrie verbundenen Kapazitätsreduktionen führten europaweit jedoch teilweise schon zu Engpässen bei der Deckung des Kundenbedarfs.

Die Vetropack-Gruppe beschäftigte im ersten Halbjahr 2022 insgesamt 3'570 Mitarbeitende (Vorjahr: 3'914 Mitarbeitende). Der Rückgang der Mitarbeiterzahl ist eine Folge des Produktionsstopps in der Ukraine. Aufgrund der von grossen Unsicherheiten geprägten Gesamtsituation in der Region ist eine Wiederaufnahme des Betriebes vorderhand nicht möglich.

Entwicklung der Kennzahlen

Im ersten Halbjahr 2022 verkaufte die Vetropack-Gruppe 2,69 Mrd. Stück Verpackungsglas. Damit lag der Absatz, bedingt durch die fehlenden Kapazitäten aus unserem Werk in der Ukraine, um 6,9 Prozent unter dem Vorjahreswert von 2,89 Mrd. Stück. Die konsolidierten Nettoerlöse aus Lieferungen und Leistungen stiegen um 9,0 Prozent auf CHF 435,0 Mio. (Vorjahr: 399,2 Mio.). Bereinigt um Wechselkurseffekte betrug die Steigerung sogar 14,0 Prozent, was – angesichts der verminderten Absatzmenge – die hohen Energiezuschläge widerspiegelt.

Die Produktion im ersten Halbjahr 2022 sank um 3,3 Prozent auf 761'000 Tonnen (Vorjahr 787'000 Tonnen). Aufgrund der hohen Nachfrage an Glasverpackungen und dem Ausfall der ukrainischen Produktionsgesellschaft sind die Lagerbestände der Vetropack-Gruppe in den ersten sechs Monaten um fast 16% gesunken.

Wertschöpfung gesteigert 

Im ersten Halbjahr 2022 erzielte Vetropack trotz Kapazitätsreduktion und steigenden Produktionskosten ein konsolidiertes EBIT von CHF 48,3 Mio. (Vorjahr: CHF 46,6 Mio.). Die hohen Produktionskosten führten auch zu einer Anpassung des Lagerwertes um CHF 16,2 Mio. (Vorjahr: CHF -10,1 Mio.), der sich einmalig positiv auf das EBIT auswirkte. Die EBIT-Marge betrug 11,1 Prozent (Vorjahr: 11,7 Prozent).

In den ersten sechs Monaten dieses Jahres erreichte der Cash-Flow CHF 81,4 Mio. (Vorjahr: CHF 83,7 Mio.). Die Cash-Flow-Marge lag bei 18,7 Prozent der Nettoerlöse (Vorjahr: 21,0 Prozent). Aufgrund der Kriegsschäden im ukrainischen Werk musste dem Semester eine Wertberichtigung von CHF 46,5 Mio. belastet werden, weshalb die Vetropack-Gruppe einen Verlust von CHF -9,7 Mio. ausweist (Vorjahr: 40,4 Mio.).

Starke Bilanz

Trotz des schwierigen ersten Halbjahres 2022 legt die Vetropack-Gruppe eine starke Bilanz vor. Die Bilanzsumme betrug per 30. Juni 2022 CHF 1'161,0 Mio. (Stand 31.12.2021: CHF 1'047,8 Mio.). Das Umlaufvermögen stieg in den ersten sechs Monaten auf CHF 580,3 Mio. (31.12.2021: CHF 432,3 Mio.). Diese Zunahme entstand durch den Aufbau der liquiden Mittel sowie der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen. Das Anlagevermögen sank durch die Wertberichtigungen auf dem Anlagevermögen in der Ukraine leicht auf CHF 580,7 Mio. (31.12.2021: 615,5 Mio.). Die Erhöhung des Fremdkapitals auf CHF 442,9 Mio. (31.12.2021: CHF 273,3 Mio.) stammt aus der Aufnahme einer Finanzierung von EUR 150 Mio. für geplante Investitionen in Italien. Das Eigenkapital erreichte zum Stichtag CHF 718,1 Mio. (31.12.2021: 774,5 Mio.), was einer Eigenkapitalquote von 61,8 Prozent entspricht (31.12.2021: 73,9%).

Investitionen

Im ersten Halbjahr 2022 investierte die Vetropack-Gruppe CHF 52,7 Mio. (Vorjahr CHF 45,2 Mio.). Höchste Priorität hat das Greenfield-Projekt im italienischen Boffalora. Es handelt sich um die bislang grösste in der Unternehmensgeschichte getätigte Investition. Das geplante Investitionsvolumen in das neue Werk steigt im zweiten Semester 2022 auf über CHF 200 Mio. und erreicht damit seinen Höhepunkt. Nach heutigem Stand ist die Inbetriebnahme des Werks im zweiten Quartal 2023 geplant. Ebenfalls im ersten Halbjahr konnte zudem der Umbau der Recyclinganlage in Nemsova (Slowakei) abgeschlossen werden. Dadurch verfügt das Werk nun über eine 50 Prozent höhere Aufbereitungskapazität.

Ausblick für das zweite Halbjahr 2022

Der Markt für Verpackungsglas ist positiv und die Nachfrage nach Glasverpackungen bleibt gross. Die Inflation, die allgemeine Kostenentwicklung und die damit zusammenhängende, sinkende Kaufkraft beeinflussen den Markt jedoch zunehmend negativ. Die steigende Unsicherheit bei der Energieversorgung für Gas und Strom trifft die gesamte Glasindustrie, damit ist die zukünftige Entwicklung der Absätze schwer vorhersehbar. Unter Annahme gleichbleibender Wechselkurse und Rahmenbedingungen erwarten wir für unsere Unternehmensgruppe im Vergleich zum Geschäftsjahr 2021 leicht höhere Nettoerlöse und eine EBIT-Marge im höheren einstelligen Bereich. Das Konzernergebnis wird aufgrund der Wertberichtigung klar unter dem Wert des Vorjahres zu liegen kommen.

Claude R. Cornaz

Präsident des Verwaltungsrats

Johann Reiter

CEO

    

Bülach, 23. August 2022