Das erste Semester 2024 zählt zu den schwierigsten in unserer Firmengeschichte.
Claude R. Cornaz
Präsident des Verwaltungsrats
Wie bereits zu Anfang des Jahres prognostiziert, brachten die ersten sechs Monate des Geschäftsjahres 2025 für die Vetropack-Gruppe kaum spürbare Verbesserungen gegenüber dem ebenfalls schon schwachen zweiten Halbjahr 2024. Mit einem Nettoerlös aus Lieferungen und Leistungen von CHF 412.7 Mio. (Vorjahr: CHF 444.9 Mio.) verzeichnete die Gruppe im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang von 7.2 Prozent (währungsbereinigt –5.2 Prozent). Zwar erkennen wir eine gewisse Stabilisierung in unseren Kernmärkten, von einer generellen Erholung kann jedoch noch nicht gesprochen werden. Wir rechnen deshalb auch für die zweite Jahreshälfte nicht mit einem Wachstum, erwarten aber, dass der Konzerngewinn für das gesamte Jahr 2025 über dem Niveau des Vorjahrs liegen wird.
Die Vetropack-Gruppe bewegte sich im ersten Halbjahr 2025 in einem von grosser Unsicherheit geprägten Umfeld: Nach dem herausfordernden Jahr 2024, das insbesondere von der Werksschliessung in St-Prex, von rückläufiger Nachfrage, Überkapazitäten und anhaltendem Preisdruck bestimmt war, bleibt die Situation in den meisten unserer Kernmärkte weiterhin angespannt. Die erhoffte Erholung ist bislang ausgeblieben. Stattdessen zeigt sich insbesondere der Markt für Konsumgüter sehr wechselhaft, was sich auf die Nachfrage nach Glasverpackungen auswirkt.
Vor diesem Hintergrund halten wir an unserem Kurs fest: Durch konsequente Kostenkontrolle, eine konservative Investitions- und Personalpolitik sowie proaktives Management unserer Produktionskapazitäten sichern wir die finanzielle Stabilität unserer Unternehmensgruppe. Gleichzeitig investieren wir gezielt in Projekte, die unsere Wettbewerbsfähigkeit langfristig stärken und unsere Strategie 2030+ vorantreiben. So schaffen wir die Voraussetzungen dafür, auch in einem volatilen Umfeld schnell auf sich verändernde Marktentwicklungen reagieren zu können.
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1. Sem. 2025 |
1. Sem. 2024 |
+/– |
Nettoerlöse |
Mio. CHF |
412.7 |
444.9 |
– 7.2% |
Adjusted EBIT |
Mio. CHF |
22.6 |
37.8 |
– 40.2% |
Adjusted EBIT-Marge |
% |
5.5 |
8.5 |
– |
Cash Flow 1 |
Mio. CHF |
51.7 |
67.8 |
– 23.7% |
Cash Flow-Marge |
% |
12.5 |
15.2 |
– |
Konzerngewinn |
Mio. CHF |
9.8 |
9.4 |
4.3% |
Investitionen |
Mio. CHF |
24.5 |
34.7 |
– 29.4% |
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Bilanzsumme |
Mio. CHF |
1 229.3 |
1 298.7 |
– 5.3% |
Eigenkapital |
Mio. CHF |
741.0 |
768.9 |
– 3.6% |
Eigenkapitalanteil |
% |
60.3 |
59.2 |
– |
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Mitarbeitende |
Headcount |
3 683 |
3 727 |
– 1.2% |
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Kurs Namenaktie A höchst |
CHF |
35.85 |
41.45 |
– |
Kurs Namenaktie A tiefst |
CHF |
23.15 |
30.45 |
– |
1 betrieblicher Geldfluss vor Veränderung Nettoumlaufvermögen
Die Nettoerlöse lagen im ersten Halbjahr 2025 bei CHF 412.7 Mio. – ein Rückgang von 7.2 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die adjusted EBIT-Marge sank im ersten Halbjahr auf 5.5 Prozent (1. Sem. 2024: 8.5 Prozent). Gründe hierfür sind vor allem die volatilen Energiepreise und die zurückhaltende Nachfrage durch den Endkonsumenten. Die Cash Flow-Marge liegt bei 12.5 Prozent gegenüber 15.2 Prozent im Vorjahreszeitraum. Der Konzerngewinn stieg sogar leicht um 4.3 Prozent an auf CHF 9.8 Mio. Weiterhin steht die Vetropack-Gruppe mit einer Eigenkapitalquote von 60.3 Prozent sehr solide da.
Im gegenwärtigen anspruchsvollen Marktumfeld zeigt sich der Wert unserer gruppenweiten Zusammenarbeit. Der standortübergreifende Austausch ermöglicht es uns, flexibel auf Veränderungen zu reagieren und – trotz striktem Kostenmanagement – notwendige Investitionen gezielt zu tätigen. So konnten wir im ersten Halbjahr wichtige Vorhaben wie Modernisierungen, den Ausbau erneuerbarer Energien und Produktionsverlagerungen planmässig voranbringen. Mittelfristig stärken diese Massnahmen die Resilienz unserer Gruppe und bereiten uns auf eine mögliche Markterholung vor.
Warum das wichtig ist, zeigt die aktuelle Entwicklung unseres Produktionsstandortes Hostomel nahe Kiew: Im Juni konnte dort die zweite instandgesetzte Schmelzwanne erfolgreich wieder in Betrieb genommen werden. Möglich wurde dies durch den aussergewöhnlichen Einsatz unseres Teams vor Ort: Über Monate wurden die in den ersten Kriegswochen schwer beschädigten Produktionsanlagen unter schwierigsten Bedingungen wieder in Stand gesetzt. Das erstarrte Glas in den verbliebenen beiden Schmelzwannen musste manuell entfernt werden, und die technische Ausstattung wurde sukzessive erneuert.
Diese enorme Leistung zahlt sich nun aus: Für unser Werk bedeutet dieser Schritt einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zurück zu seiner ursprünglichen Produktionskapazität. Die Inbetriebnahme erfolgte genau zum richtigen Zeitpunkt: Trotz anhaltender Unsicherheiten im Land wuchs die Nachfrage nach Glasverpackungen im ukrainischen Markt 2024 im zweistelligen Bereich. Für 2025 und das kommende Jahr wird eine ähnlich starke Entwicklung erwartet. Mit der Reaktivierung der zweiten Wanne stärken wir unsere Marktposition sowohl in der Ukraine als auch in benachbarten Exportmärkten wie Rumänien.
Auf Abschied stehen hingegen weiter die Zeichen an unserem Standort in St-Prex: Der Rückbau des Werks schreitet planmässig voran. In den vergangenen Monaten haben wir einen Grossteil der Maschinen und Anlagen in andere Werke unserer Gruppe verlagert oder verkauft. Für sämtliche Maschinen aus St-Prex beginnt damit eine neue Nutzungsphase an anderen Orten. Die Produktionsanlagen sind grösstenteils abgebaut, die Scherbenaufbereitung läuft aber weiterhin.
Trotz des Rückzugs aus der Produktion in der Schweiz bleibt unser Heimatmarkt für uns von zentraler Bedeutung. Umso mehr freut es uns, dass wir dank der vertrauensvollen Zusammenarbeit mit unseren Kunden die neuen Lieferwege aus anderen Vetropack-Werken erfolgreich meistern konnten. Im Altglasrecycling engagieren wir uns weiterhin und übernehmen Verantwortung für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft. Unser Ziel ist es, gemeinsam mit den Gemeinden bis Mitte 2026 eine gute Lösung für die Scherbenaufbereitung zu entwickeln, um anschliessend die nächste Phase des Rückbaus starten zu können.
Anfang April konnten wir in Italien unseren neuen Managing Director Riccardo Gobbis vorstellen, der über umfassende Branchenerfahrung verfügt. Unter seiner Führung wollen wir die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit unseres Standorts in Boffalora sopra Ticino weiter steigern.
Einen Beitrag dazu wird die neue Photovoltaikanalage leisten, die die hochmoderne Produktion mit umweltfreundlichem Strom versorgt. Im Juli startete der Bau der Anlage, die Anfang 2026 in Betrieb genommen werden soll. Ihre Leistung wird dem jährlichen Strombedarf von rund 5 000 Haushalten entsprechen.
In unserem kroatischen Werk in Hum na Sutli haben wir Ende Mai 2025 die bereits dritte Photovoltaikanlage in Betrieb genommen. Mit 4 438 Solarpanels deckt sie künftig einen Teil des Strombedarfs aus erneuerbarer Energie und spart so jährlich über 300 Tonnen CO₂ ein. In der Kombination mit der modernisierten Anlage bedeutet dies einen enormen Fortschritt in der Nachhaltigkeit der Produktion.
Wie in diesem Beispiel gehen bei Vetropack Investitionen in innovative Technologie meist einher mit mehr Nachhaltigkeit: Tatsächlich ist unsere wirksamste Massnahme zur Emissionsreduktion die Optimierung unserer Schmelzwannen. Bei Neubauten oder Modernisierungen erzielen wir 10 bis 15 Prozent Energieeinsparung.
Innovation ist einer der Grundpfeiler unserer Strategie 2030+, sowohl in der Produktion als auch bei unseren Produkten. Im Fokus steht dabei aktuell der Ausbau der Produktionskapazitäten für unsere thermisch gehärteten Leichtglasflaschen in Österreich. Im Juni gab der Vetropack-Verwaltungsrat grünes Licht dafür, die Produktionskapazität der innovativen Lösung, die bereits zum zweiten Mal mit dem renommierten WorldStar Award der World Packaging Organisation (WPO) ausgezeichnet wurde, in Österreich deutlich zu erhöhen. Aktuell bereitet das Team in Pöchlarn die Infrastruktur vor, um die erste industrielle Grossanlage zu installieren, die bereits im Sommer 2026 in Betrieb gehen wird.
Glas übertrifft im Hinblick auf Nachhaltigkeit bereits heute andere Verpackungsmaterialien. Dies legt auch die neue EU-Verpackungsverordnung (Packaging and Packaging Waste Regulation, PPWR) nahe, die seit Februar dieses Jahres in Kraft ist. Wir begrüssen die neuen Regelungen, die klare Vorgaben für Recyclingquoten und Mehrwegsysteme schaffen. Glas ist als zu 100 Prozent recycelbares Verpackungsmaterial bestens auf diese Anforderungen vorbereitet. Wir sind überzeugt, dass die PPWR die Bedeutung von Glasverpackungen in Europa langfristig stärken wird – sowohl aus ökologischer als auch aus wirtschaftlicher Sicht.
In einigen Märkten sehen wir erste positive Signale, die Gesamtlage ist aber noch nicht stabil. Auch die zweite Jahreshälfte 2025 wird geprägt sein von Unsicherheit und globalen Risiken. Der Krieg in der Ukraine dauert an, und die wirtschaftspolitischen Veränderungen in den USA können Einfluss auf globale Märkte und damit auch unsere Unternehmensgruppe nehmen. Unsere solide Finanzbasis, unsere Innovationskraft und nicht zuletzt der standortübergreifende Teamgeist unserer Mitarbeitenden bilden jedoch ein starkes Fundament, um als Gruppe auch künftig erfolgreich zu sein.
Für die zweite Jahreshälfte erwarten wir bei Umsatz und Profitabilität eine stabile Entwicklung. Wir konzentrieren uns daher besonders auf die Optimierung unserer Liquidität, um die bereits solide Bilanz der Vetropack-Gruppe weiter zu festigen. Wie im März prognostiziert, rechnen wir für das Jahr 2025 im Vergleich zum Vorjahr mit einem höheren Konzerngewinn.
Für unseren langjährigen CEO Johann Reiter ist dies zugleich der letzte Semesterbericht in seiner Funktion, da er altersbedingt in den Ruhestand treten wird. Zum Jahreswechsel 2025/2026 wird Dr. Lukas Burkhardt die Führung der Vetropack-Gruppe übernehmen, ein erfahrener Kenner unserer Branche. Wir danken Johann Reiter bereits heute für sein grosses persönliches Engagement und seine bedeutenden Beiträge zur Entwicklung unserer Gruppe.
Bülach, 26. August 2025
Claude R. Cornaz
Präsident des Verwaltungsrats
Johann Reiter
CEO