Vor wenigen Monaten noch hätte es kaum jemand für möglich gehalten: Ende Mai haben wir damit begonnen, die Produktion in unserem ukrainischen Werk in Gostomel nahe Kiew wieder aufzunehmen.
Claude R. Cornaz
Präsident des Verwaltungsrats
In einem weiterhin angespannten und volatilen Marktumfeld kann die Vetropack-Gruppe eine positive Bilanz des ersten Halbjahres 2023 ziehen: In den ersten sechs Monaten dieses Jahres haben wir unseren Nettoerlös aus Lieferungen und Leistungen um 9,9 Prozent (währungsbereinigt 13,9 Prozent) auf CHF 477,9 Mio. (Vorjahr: CHF 435,0 Mio.) gesteigert. Das konsolidierte EBIT stieg auf CHF 70,1 Mio. (Vorjahr: CHF 48,3 Mio.). Nach dem stark durch den Krieg in der Ukraine geprägten Jahr 2022 befindet sich Vetropack damit wieder auf Wachstumskurs – mit innovativen Produkten und hochmodernen Werken als wichtigen Treibern für unser Geschäft.
Vor wenigen Monaten noch hätte es kaum jemand für möglich gehalten: Ende Mai haben wir damit begonnen, die Produktion in unserem ukrainischen Werk in Gostomel nahe Kiew wieder aufzunehmen. Nachdem der Standort bereits in den ersten Kriegswochen 2022 durch militärische Angriffe Russlands stark beschädigt worden war, sah es lange Zeit so aus, als könnten wir die Schmelzwannen nicht wieder in Betrieb nehmen. Nun aber ist Vetropack Gostomel zu einem Zeichen der Hoffnung für unsere Kollegen vor Ort, aber auch der Stärke für die gesamte Vetropack-Gruppe geworden.
Ohne den Teamgeist und die enorme Leistungsbereitschaft unserer Mitarbeitenden über alle Standorte hinweg, wäre unsere Unternehmensgruppe nicht so schnell wieder in die Erfolgsspur gekommen. Dazu passt, dass wir im Februar dieses Jahres damit beginnen konnten, erste Gelder aus der Vetropack Stiftung Gostomel an besonders vom Krieg betroffene ukrainische Mitarbeitende auszuzahlen. Über CHF 960'000 haben unsere Mitarbeitenden, Geschäftspartner und Kunden, die Vetropack-Gruppe und die Cornaz Holding bislang gespendet, um unsere ukrainischen Kollegen in dieser schweren Zeit zu unterstützen. Das ist ein starkes Signal der Solidarität, auf das wir sehr stolz sind!
Im ersten Halbjahr 2023 beschäftigte unsere Gruppe insgesamt 3'764 Mitarbeitende (Vorjahr: 3'570 Mitarbeitende). Zuletzt stieg die Zahl deutlich an, unter anderem mit allein 139 Kollegen in der Ukraine. Tatsächlich rekrutieren wir derzeit an beinahe allen Standorten neue Mitarbeitende – und profitieren dabei von unserer Reputation als attraktiver und fairer Arbeitgeber, der zudem mit besonders nachhaltigen und umweltfreundlichen Verpackungslösungen punkten kann.
Die hohe Expertise unserer Belegschaft an allen neun Standorten hat entscheidend dazu beigetragen, dass wir die anspruchsvollen Marktbedingungen erfolgreich meistern konnten. Der Absatz von Verpackungsglas liegt mit 2,27 Mrd. Stück unter den des ersten Halbjahrs 2022 (2,69 Mrd. Stück) und damit unter unseren Erwartungen. Hierfür sehen wir mehrere Gründe: Im vierten Quartal 2022 verzeichneten wir einen ungewöhnlich hohen Absatz an Verpackungsglas, der bei unseren Kunden zu vollen Lagern geführt hat. Zum anderen profitierten wir im ersten Quartal des Vorjahres von einem durch die COVID-Pandemie bedingten Nachholeffekt, während in diesem Jahr das inflationsbedingt veränderte Konsumverhalten der Endverbraucher unser Marktumfeld negativ beeinflusst.
Weniger Sorgen bereitet uns in diesem Jahr die Entwicklung der Energiekosten: Sie waren 2023 bislang weniger volatil als im Vorjahr. Wir nehmen allerdings auch wahr, dass aufgrund der zuletzt unbeständigen Energiepreise einige Kunden auf weniger preissensible Beschaffungsstrategien und deshalb stärker auf andere Verpackungssorten setzen. Hier gehen wir jedoch von einem zeitlich begrenzten Phänomen aus, da Glasverpackungen in praktisch allen Fällen die deutlich nachhaltigeren Verpackungslösungen sind.
Trotz dieses anspruchsvollen Marktumfelds ist es der Vetropack-Gruppe gelungen, im ersten Semester konsolidierte Nettoerlöse von CHF 477,9 Mio. zu erwirtschaften. Dies entspricht einer Steigerung von CHF 42,9 Mio. resp. 9,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
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1. Sem. 2023 |
1. Sem. 2022 |
+/– |
Nettoerlöse |
Mio. CHF |
477.9 |
435.0 |
9.9% |
EBIT |
Mio. CHF |
70.1 |
48.3 |
45.1% |
EBIT-Marge |
% |
14.7 |
11.1 |
– |
Cash Flow* |
Mio. CHF |
85.7 |
81.4 |
5.3% |
Cash Flow-Marge |
% |
17.9 |
18.7 |
– |
Konzernergebnis |
Mio. CHF |
50.7 |
– 9.7 |
622.7% |
Investitionen |
Mio. CHF |
128.0 |
52.7 |
142.9% |
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Bilanzsumme |
Mio. CHF |
1 289.7 |
1 161.0 |
11.1% |
Eigenkapital |
Mio. CHF |
777.4 |
718.1 |
8.3% |
Eigenkapitalanteil |
% |
60.3 |
61.8 |
– |
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Stückabsatz |
Mia. Stück |
2.27 |
2.69 |
– 15.7% |
Produktion |
1 000 Tonnen |
724 |
761 |
– 4.9% |
Belegschaft |
FTE |
3 764 |
3 570 |
5.4% |
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Kurs Namenaktie A höchst |
CHF |
47.80 |
58.90 |
– |
Kurs Namenaktie A tiefst |
CHF |
36.80 |
34.55 |
– |
* betrieblicher Geldfluss vor Veränderung Nettoumlaufvermögen
Neue Produkte sind dabei ein wichtiger Erfolgsfaktor in unserem hart umkämpften Markt. Die Vetropack-Gruppe investiert deshalb kontinuierlich in Forschung und Entwicklung und unterhält im österreichischen Pöchlarn dafür ein eigenes Innovationszentrum. Ein Ergebnis dieser Entwicklungsarbeit, das wir auf der vergangenen Drinktec erstmals vorgestellt hatten, sorgt dabei besonders für Aufsehen: Mit Echovai hat Vetropack als weltweit erster Hersteller von Glasverpackungen eine besonders stabile und materialsparende Form von Leichtglas-Flaschen, die nicht nur um bis zu 30 Prozent leichter als Standard-Mehrwegflaschen sind, sondern auch resistenter gegen Abrieb.
Echovai punktet so nicht nur durch weniger Gewicht und längere Umlaufzeiten, sondern auch im Hinblick auf Nachhaltigkeit. Beim renommierten Swiss Packaging Award räumte die Vetropack-Innovation Anfang Juni deshalb auch gleich mehrfach Preise ab: Echovai wurde nicht nur in der Rubrik «Technik» ausgezeichnet, sondern gewann auch den Sonderpreis der Jury.
Innovationen wie Echovai – das zeigen nicht zuletzt die zahlreichen Anfragen, die wir derzeit erhalten – haben das Potenzial den Markt für Mehrweggebinde zu revolutionieren. Zugleich investiert die Vetropack-Gruppe weiter in den Ausbau und die Modernisierung unserer Werke. Nach eineinhalb Jahren Bauzeit haben wir im Mai mit dem Aufheizen der beiden Schmelzwannen im neuen Werk im italienischen Boffalora sopra Ticino begonnen. Über CHF 400 Mio. hat unsere Gruppe in diese Fabrik der Zukunft investiert.
Nach vollständiger Inbetriebnahme der acht Produktionslinien wird das neue Werk nicht nur eine bis zu 70-prozentige Steigerung der Produktionskapazität gegenüber dem Werk in Trezzano bieten. Die smarten Technologien, in die wir investiert haben, ermöglichen gleichzeitig mehr Flexibilität in der Produktion, zum Beispiel für sogenannte semi-specials – aussergewöhnliche Verpackungen in kleineren Losen. Ausserdem ist der Standort auf eine deutlich ressourceneffizientere und nachhaltigere Produktion ausgerichtet: Zur Fertigung genutztes Wasser und die Abwärme der Schmelzwannen werden dank Kreislaufsystemen so weit möglich wiederverwendet, ausgestossene Emissionen mithilfe neuester Filteranlagen stark reduziert.
Auch für die zweite Hälfte dieses Jahres erwarten wir eine positive Entwicklung. Als Unternehmensgruppe haben wir im Rahmen unserer Strategie 2030 in den vergangenen Jahren wichtige Entwicklungen in Gang gesetzt, von denen wir nun profitieren. Wir gehen deshalb selbstbewusst in das zweite Halbjahr und erwarten eine leichte Zunahme im Stückabsatz gegenüber dem ersten Halbjahr. Auf die veränderte Marktsituation werden wir mit Kapazitätsanpassungen reagieren und anstehende Optimierungsprojekte vorziehen. Vor allem beim Weissglas stehen wir dabei einer nach wie vor hohen Nachfrage gegenüber, die wir ab dem dritten Quartal mit den neu geschaffenen Produktionskapazitäten in unserem italienischen Werk noch besser werden bedienen können.
Trotz des nach wie vor herausfordernden Umfeldes mit hohen Energiekosten, Inflation und sinkender Kaufkraft, sowie Anlaufkosten für unser neues Werk in Italien, gehen wir für das Geschäftsjahr 2023 von einer gegenüber dem ersten Halbjahr tieferen aber weiterhin zweistelligen EBIT-Marge aus. Nach dem krisengeprägten Jahr 2022 und den damit verbunden ausserordentlichen Aufwendungen, rechnen wir für 2023 mit einem deutlich höheren Konzernergebnis.
Bülach, 25. August 2023
Claude R. Cornaz
Präsident des Verwaltungsrats
Johann Reiter
CEO